Mittwoch, 21. Dezember 2011

Es klemmt!

Nun also doch. Die EZB wirft Liquidität auf den Markt, wie kaum vorher gesehen. Knapp 500 Milliarden Euro liehen sich die europäischen Banken am Mittwoch früh von der Zentralbank. Und das zu einem gerade mal 1%igen Zins. Leichter kann man es den Banken nicht machen.

Was bedeutet das nun aber für die Kreditinstitute und die Eurozone? Erstens bekommen die Banken kurzfristige Liquidität, um ihre Refinanzierungen zu sichern. Damit soll eine drohende (bzw. schon vorhandene) Kreditklemme im Keim erstickt werden. Die Logik der EZB dahinter ist, dass sich somit die Banken wieder untereinander vertrauen und gegenseitig Geld leihen. Der Interbankenmarkt war in den letzten Wochen fast ausgetrocknet. Zweitens sollen somit die europäischen Krisenstaaten gestützt werden. Durch das besser funktionierende Bankensystem sollen (und werden) die Renditen auf europäische Staatsanleihen nach unten gedrückt werden. Dies scheint, auch dank der Ankündigung im Vorfeld, zu funktionieren (siehe Spanien hier und hier). Drittens haben die Bänker der Politik mal wieder Zeit verschafft. Nach den Beschlüssen von Brüssel am 08.12.2011 zur schrittweisen Einführung einer Fiskalunion, bleibt den Handelnden kaum Zeit diese auch umzusetzen und auf ein solides Grundgerüst zu stellen. Sparen alleine wird nicht reichen. Vor allem nicht, wenn man sich, wie im Falle der GIPS-Staaten, kaputt spart. 

Die langfristigen Effekte dieses Manövers der EZB gilt es aber im Auge zu behalten. Wird das Geld auch tatsächlich von der EZB wieder eingesammelt, sobald es den betreffenden Staaten wieder besser geht und sie sich alleine Refinanzieren können? Oder bekommen wir es dann mit einer Flut an Kapital zu tun, sobald sich die Zukunftsaussichten verbessern und somit auch die Renditeerwartungen wieder in die Höhe schnellen? Eine zweite große innereuropäische Kapitalwanderung wie im letzten Jahrzehnt wird die Eurozone nicht verkraften können. Es ist also darauf zu achten, dass die Liquidität alsbald vom Markt abgezogen wird, damit wir nicht wieder eine Blasenbildung auf den Finanz- und Immobilienmärkten erleben.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Ist Negativ eigentlich Positiv?

Gestern setzte die Ratingagentur Standard & Poors den Ausblick für 15 Euro Staaten auf Negativ. Begründet wurde der Vorgang mit den potenziellen Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise.

Soweit so gut. Oder auch nicht. Kaum lief diese Meldung über die Ticker, begann der typische europaweite Aufschrei, was die (In)Solvenz-Wächter aus dem fernen New York den europäischen Staaten antun würden. Wieder einmal wurde das drohende Verrücktspielen der Märkte aus dem Angstsäckel geholt. Unverantwortlich sei es, in solch schwierigen Zeiten auch noch die Staaten vor eine Herabstufung ihrer Ratings zu stellen. Als ob die Renditen auf deren Staatsanleihen nicht schon hoch genug wären. Die Ratingagenturen sollten doch bitte Nachsicht walten lassen und die Reformanstrengungen der Eurostaaten anerkennend in ihre Ratings einfliessen lassen.

Dies soll keine Sympathieerklärung für die Ratingagenturen sein, sondern soll nur die Verlogenheit und das zwiespältige Verhalten der Regierungen Europas vor Auge halten. Jahrelang haben es die Agenturen "versäumt" Anlagen risikogerecht zu bewerten. Kaum solventen Gläubigern wurden Bestnoten gegeben, solange die Bezahlung stimmte oder man nicht hinter die komplizierten Finanzprodukte blickte. Damals hat sich die Politik auch nicht aufgeregt. Ende dieses Bestnotenvergebens war bekanntlich die Finanzmarktkrise von 2008. Um diese Fehler nicht zu wiederholen, versuchen die Ratingagenturen nun ein realistischeres Bild der Bonitäten zu ermitteln. Darunter gehört es auch, den kriselnden Eurostaaten ihr Misstrauen offen zu verkünden. Die Art und Weise wie dies geschieht (siehe Frankreich vor einigen Wochen, oder auch nun wieder bei S&P) zeugt natürlich nicht von gutem Geschäftsgebaren. Jedoch sollten die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht die Augen vor der Erodierung ihrer eigenen Solvenz verschließen. Es sind nun einmal düstere Zeiten, auf die die Währungsunion zusteuert. Darauf sollte aufmerksam gemacht und entsprechend die Kreditwürdigkeiten angepasst werden. Und es ist ja nicht so, dass sich auf einmal die Renditen verdoppeln, nur weil S&P in das gleiche Horn bläst, aus dem die Finanzakteure schon seit Monaten ihre Krisenmusik vernehmen.

Samstag, 3. Dezember 2011

Placebos für die Banken

Ähnlich wie nach dem Lehman-Crash 2008 parken auch jetzt wieder die Banken ihre Einlagen über Nacht in großen Mengen bei der Zentralbank (siehe Grafik der Übernachtdepots unten). In normalen Zeiten ("vor Lehman") wurden die Gelder über Nacht kaum bei der Zentralbank eingelagert, da sie dort kaum Zinsen abwerfen. Zur Zeit jedoch vertrauen sich die Banken untereinander nicht, da die Unsicherheit viel zu hoch ist. Daher wird das Geld sicher bei der EZB gelagert.
 
Dies ist ein relativ großes Problem, da hierdurch der internationale Kapitalfluss ins Stocken gerät. Anstatt das Geld bei anderen Geschäftsbanken einzulagern, die damit ihre Verbindlichkeiten begleichen könnten, versauert das Geld in der Bilanz der EZB. Zudem sehen sich Unternehmen und Privatpersonen restriktiveren Kriterien bei der Kreditvergabe ausgesetzt, da die Unsicherheit in eine Rückzahlung gewährter Kredite größer wird. Dieses Problem schlägt sich somit auch auf die reale Wirtschaft durch.

Zu der sich ausweitenden Kreditklemme findet außerdem ein großer Abfluss an Kapital aus den GIPS-Staaten statt. Die Anleger parken ihr Geld lieber auf Konten in Deutschland, der Schweiz oder in Übersee. Dadurch verlieren die Banken in den südeuropäischen Ländern an Kapitalausstattung, die sie zur Zeit dringend benötigen würden. Desweiteren werden die sonst üblichen Übernachteinlagen (z.B. Staatsanleihen), die nun bei der EZB lagern, als Eigenkapitalpuffer nach den Basel-Regelungen benötigt. Da dieses Geld den Geschäftsbanken nun fehlt, müssen sie sich dieses an anderer Stelle besorgen. Somit können sie weniger risikoreiches Kapital in ihre Bilanz aufnehmen, da die Bilanzsummen drastisch gekürzt werden müssen. Durch diese Gründe bekommen Banken und Privatpersonen nicht mehr soviel frisches Kapital wie sie eigentlich dringend benötigten.

Trotz der gemeinsamen Aktion in den letzten Tagen einiger Zentralbanken, den Zugang zu günstigem Geld zu erleichtern, wird das wohl nur ein Strohfeuer bleiben. Das Vertrauen in die europäische Währung und die Krisenstaaten und deren Banken wird erst zurück kommen, wenn die Anleger sich sicher sein können, ihr Geld nicht zu verlieren. Dies kann nur geschehen, wenn Austritte aus der Währungsunion und dadurch ein allzu großer Verlust von Werten aus den Anlagen in den betreffenden Staaten ausgeschlossen werden kann. Dies könnte schnellstmöglich durch eine Garantie der Staatsschulden der Euro-Staaten geschehen und somit den Kapitalexodus aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zumindest verlangsamen. Bis es soweit ist, werden die Gelder weiterhin in Übernachteinlagen bei der EZB fließen und dem Bankensektor entzogen.

Dienstag, 29. November 2011

Bildungswüste 2011

Da veröffentlichte der Spiegel letzte Woche die Ergebnisse des Lernatlas 2011 der Bertelsmann Stiftung und alle waren geschockt, wie schlecht es doch um unser Bildungssystem aussieht. Wo ist denn die vielbeschworene Bildungsrepublik Deutschland auf einmal hin, von der die Kanzlerin seit geraumer Zeit verkündet?

Da gehen nun die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg als Sieger aus dem Vergleich hervor. Es ist doch aber nicht verwunderlich, dass gerade die reichen Bundesländer so gut abschneiden. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass das Bildungsniveau der Eltern und die finanziellen Mittel der Länder und Kommunen zum Lernerfolg der Schüler und Studenten beitragen, nun nicht gerade, jedoch wird sie von der aktuellen Studie mehr als nur untermauert.

Kinder und Jugendliche aus bildungsfremden Schichten werden es immer schwieriger haben, als Kinder aus Arzt- oder Professorenfamilien, eine adequate Unterstützung und Bildungschancen zu erhalten. Auf den hinteren Plätzen liegen also nicht ohne Grund das arbeitergeprägte Ruhrgebiet und die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland, die schon seit Jahren von einer Abwanderungswelle gut ausgebildeter Menschen heimgesucht werden. Keine großartig neuen Feststellungen also.

Jedoch tun die Bundesregierungen seit Jahren kaum etwas, um die Lage ernsthaft zu verbessern. Die Hochschuletats werden ständig weiter gekürzt (mittlerweile fallen ganze Vorlesungswochen aus Geldmangel aus) und staatliche Schulen werden reihenweise geschlossen, bis man feststellt, dass man jetzt auf einmal acht 5. Klassen und gar keine Lehrer für all die Kinder hat. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht, da ja die böse Eurokrise mehr als nur an die Türe klopft. Das probateste Mittel in diesen Zeiten heisst Investitionen und nicht prozyklische Ausgabenkürzung. Allein die letzte Woche beschlossenen 26 Milliarden Steuersenkungswünsche der FDP würden der Republik als zusätzliche Finanzspritze in die Bildung recht gut stehen. Nur wenn es in Deutschland geschafft wird, gut ausgebildete Fach- und Führungskräte in den nächsten Jahren hervorzubringen, kann es gelingen der Billigkonkurrenz aus China zu trotzen und zum Bildungsniveau der nordeuropäischen Länder aufzuschließen.


Ein Nachtrag noch: Steuerentlastungen gehen hauptsächlich entweder direkt in den Konsum (Spielzeug oder Elektronik aus Fernost für Weihnachten!?) oder werden gar nicht erst ausgegeben und landen auf den Konten. Bei einer Sparquote der Deutschen von über 11% sind diese Anreize also ziemlich wirkungslos. Jedoch würden bei staatlicher Investitionsförderung / Ausgabenpolitik in Zukunft renditen abgeschöpft werden können, die bei einmaligem Konsum nicht stattfinden würden. Somit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

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Wenn schon nicht die EZB als lender of last resort eingesetzt wird, warum übernimmt die Bundesrepublik nicht diese Aufgabe? Natürlich kann die Bundesrepublik nicht endlos Geld drucken oder endlos Geld durch neue Schulden aufnehmen, aber in einem gewissen Umfang könnte man sich doch Geld leihen und dieses dann an die GIPS-Staaten weiter verborgen.

Folgendes Szenario könnte ich mir vorstellen:
Die Bundesrepublik, mit ihrer immerhin noch guten Bonität, emmitiert am Anleihenmarkt neue Schuldverschreibungen. Für z.B. 5 jährige Anleihen bezahlt der Bund zZt. circa 1,3% Zinsen. Daraufhin leiht man das Geld zu einem niedrigeren als aktuell herrschenden Zinssatz an andere Staaten weiter. Wenn man nun also Italien die Anleihen für z.B. 4,3% weiter leiht, dann ist in mehrerer Hinsicht geholfen:

1. macht der Bund allein durch dieses Geschäft jährlich ein Zinsplus von 3%.
2. stützt man den z.B. italienischen Staat durch die niedrigeren Zinsen, die er zahlen muss und ermöglicht ihm die Refinanzierung seiner Staatsschulden auf einem moderaten Zinsniveau.
3. wäre die inverse Zinsstruktur, für vor allem italienische Anleihen, aufgehoben und die dadurch kurzfristig erkennbaren Befürchtungen eines Euro-Zusammenbruchs gebannt. In den letzten Tagen musste Italien sogar mehr als 7% für seine 5 jährigen Anleihen zahlen. Diese hohen Renditen zeigen an, dass die Märkte mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von einem Zusammenbruch des Euro innerhalb der nächsten Jahre ausgehen.
4. würden sich in 5 oder 10 Jahren, wenn die Rettungsaktionen erfolgreich waren, die Schulden ein Stück abgebaut worden sind und die Wirtschaft der betroffenen Staaten hoffentlich wieder floriert, sicherlich neue Käufer für die betreffenden Anleihen am Markt finden lassen, die jetzt aufgrund der herrschenden Unsicherheiten nicht zu finden sind. Dann könnte die Bundesregierung ihre eigenen Papiere auch wieder ablösen und ein sattes Zinsplus einfahren.

Die Risiken für diese Aktion würden sich in Grenzen halten. Die neu aufgenommenen deutschen Schulden würden vom Markt als nicht sehr risikobehaftet angesehen werden, da mit einer Rückzahlung zu rechnen ist, weil die Stützung und Refinanzierbarkeit der Staaten durch diese Aktion gewährleistet wäre. Selbst wenn die Finanzierungskosten für deutsche Staatsanleihen dadurch leicht ansteigen würden, wäre dies erstens durch die Mehreinnahmen aus oben beschriebenen Projekt abgefedert und zweitens sollten diese "geringen Beträge" ein lohnendes Opfer für eine gelungene Rettungsaktion mit anschließender Stabilität des Euros sein. Natürlich funktioniert so eine direkte Staatsfinanzierung nur, wenn diese Aktion mit einem unbedingten Willen der Rettung der angeschlagenen Staaten und der Eurozone einher gehen würde. Ein bloßes Lippenbekenntnis, wie es Frau Merkel letzte Woche abgegeben hat, wird die Märkte nicht überzeugen. Es braucht schon echte Taten, nicht nur leere Floskeln, um diese Krise zu bewältigen.

Montag, 28. November 2011

Geldsorgen?

Aus der FTD:
     “Der Augsburger Druckmaschinenhersteller (Manroland) braucht dringend Geld, um Lieferanten
    bei der Stange zu halten. Unter immensem Zeitdruck verhandelt Insolvenzverwalter Schneider
    über einen Notkredit.“ 

Sie können mit ihren Druckmaschinen doch selber Geld drucken, wenn sie doch welches brauchen. Oder wahlweise auch die EZB...

Burkina Faso, nicht Simbabwe

Ich muss mich an dieser Stelle nun einmal selber berichtigen und entschuldigen.

Vor einigen Tagen nahm ich fälschlicherweise an, dass die EZB mit der Zentralbank Simbabwes zu vergleichen sei. Dies wurde mir aber gestern im Presseclub, der unter dem Thema "Rettungsschirm gescheitert? Europa auf dem Weg zur Schuldenunion" stand, widerlegt. Es hätte nicht Simbabwe, sondern Burkina Faso heissen müssen, so jedenfalls Dorothea Siems von der Welt Wirtschaftsredaktion in Minute 32 der Sendung. Nach kurzer Recherche ist mir aufgefallen, dass die Zentralbank von Burkina Faso gar kein Geld drucken kann, sie existiert nämlich garnicht. Das westafrikanische Land gehört einem Währungszusammenschluss an, der unter dem Schirm der "Zentralbank der Westafrikanischen Staaten" steht. Desweiteren liegt die Inflation in Burkina Faso laut IMF zw. 1 und 4 Prozent in den letzten Jahren und ist 2010 sogar negativ gewesen (abgesehen von 10% in 2008, wo es eine einmalige Rohstoff- und Nahrungsmittelpreisexplosion gab, die sich wahrscheinlich stark auf das allgemeine Preisniveau ausgewirkt hat).

Mir ist ja klar, dass in solche Talkrunden Personen mit unterschiedlichen Ansichten, in dem Falle "Hyperinflationisten" ggü. "Deflationswarnern", eingeladen werden, um die Diskussion am Laufen zu halten. Jedoch sollte schon darauf geachtet werden, dass diese Gäste ihre Thesen auch untermauern können und nicht wahllos Beispiele und Begründungen aus der Luft greifen. Hyperinflation durch Gelddrucken sieht also anders aus, als das was Burkina Faso macht. Das nächste mal bitte besser Recherchieren, auch wenn es nur ein wahllos herausgegriffenes Beispiel war.

Nun zur Eurozone:
Diese Grafik zeigt die Veränderung der Geldmenge M3 der EZB im Vergleich zum Vorjahr an. Die hohen Werte am linken Ende zeigen die Geldmengenerweiterungen aufgrund der Stützung der Banken in den Krisenjahren 2007 / 2008 an. Damals hätte es einen Aufschrei geben müssen, dass die EZB ja unermesslich viel Geld druckt und es zu einer gallopierenden Inflation kommen müsste. Beides kam aber nicht. Die Portfolios der Banken mussten erstmal bereinigt und gestützt werden. Dadurch kam das Geld während der Zeit der "Kreditklemme" gar nicht im Kreislauf an. 
Geldmengenwachstum M1 in 2007 bei ca. 3% und 2008 bei knapp über 0%!:
Seit 2009 erhöht sich die Geldmenge M3 der EZB kaum noch! Trotz der Aufkäufe von Staatsanleihen aus den Pleitestaaten und Stützungsmaßnahmen aus dem Target2-System haben wir keine merkliche Geldmengenerweiterung, da die EZB das Geld an anderer Stelle wieder aus dem Kreislauf zieht. 

Warum sollte sich also der Kurs der EZB, durch eine Garantie und einen Aufkauf von Staatsanleihen in einem etwas größerem Umfang als zur Zeit, ändern und dieses frisch gedruckte Geld nicht wieder aus dem Markt genommen werden??? Um noch einmal Mario Draghi zu zitieren:
    "Credibility implies that our monetary policy is successful in anchoring inflation expectations 
    over the medium and longer term. This is the major contribution we can make in support of   
    sustainable growth, employment creation and financial stability. And we are making this  
    contribution in full independence. Gaining credibility is a long and laborious process. 
    Maintaining it is a permanent challenge. But losing credibility can happen quickly 
    – and history shows that regaining it has huge economic and social costs." 

Ich sehe den Kursschwenk hin zu einem ausuferndem Gelddrucken und einer folgenden Inflation nicht. Aber vielleicht bin ich ja auch nur blind und habe die Zentralbank von Burkina Faso in Frankfurt schlicht und einfach übersehen.

Freitag, 18. November 2011

Ubeki-beki-beki


Ist ja nicht so, dass Usbekistan recht nah an Afganistan grenzt und als Nachschubkorridor für die Truppen der USA genutzt wird. Aber ansonsten ist es wirklich irrelevant...

Und GM Uzbekistan sichert bestimmt auch keine amerikanischen Jobs...

Man muss ja nun nicht jedes Staatsoberhaupt der Welt kennen, man sollte aber als Präsidentschaftsbewerber schon wissen, welche Länder für die amerikanische Außenpolitik von größerer Bedeutung sind.

Mit dem Gartenschlauch vor der brennenden Scheune

Aus der FTD: 
"Die Zentralbank jedenfalls bleibt in dem Konflikt hart. Sie legt vorab eine Höchstgrenze für ihre 
Anleihekäufe fest. Alle zwei Wochen verständige sich der EZB-Rat auf ein Limit für die wöchentlichen Ankäufe, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag. In dem Gremium wachse inzwischen die Skepsis gegenüber dem Programm, mit dem die EZB die Euro-Schuldenkrise einzudämmen versucht. Diese wachsenden Zweifel hätten dazu geführt, dass die Obergrenze auf 20 Mrd. Euro herabgesetzt worden sei. Über eine weitere Absenkung werde verhandelt. Draghi: "Glaubwürdigkeit kann man schnell verlieren - und die Geschichte zeigt, dass ihre Wiederherstellung hohe wirtschaftliche und soziale Kosten verursacht."" 

20 Mrd. €? Wen will man damit beeindrucken? Damit bekommt man die italienischen Renditen vielleicht für drei Tage unter 7 Prozent und am vierten sind sie schon wieder drüber. Da kann man sich die 20 Mrd. auch gleich sparen.
Glaubwürdigkeit bei anderen Zentralbanken ging nur verloren, wenn über LANGE Zeit und OHNE Sicht auf ein ENDE des Gelddruckens gehandelt wurde. In den 20er Jahren wurden darüber hinaus ständig neue Schulden mit ständig neuem Geld finanziert und nicht wie heute für Schulden die vorhanden sind und nicht refinanziert werden können. Wenn die Aktionen jetzt nur vorübergehender Natur sind und das überschüssige Geld im Nachhinein wieder sterilisiert wird, verliert die EZB nicht ihr Gesicht. Das einzige was sie mit der aktuellen Politik verlieren kann ist ihre Legitimation. Nämlich dann, wenn die Eurozone auseinanderbricht und die EZB überflüssig wird.

Donnerstag, 17. November 2011

Worte sagen mehr als Taten

Seit Monaten bietet sich das gleiche Bild im europäischen Rettungseinsatz. Die Zinsen auf Staatsanleihen der europäischen Krisenstaaten erreichen einen neuen Höchststand, die Regierungsvertreter der anderen Eurostaaten mahnen zu drastischerem Sparen, die EZB springt mit ein paar Milliardenchen ein, um kurzfristig die Renditen herunter zu fahren und die Rettungsschirme werden immer weiter aufgespannt, nur um den gleichen Kreislauf in immer kürzer werdenden Abständen zu wiederholen.

Dabei wäre eine einfache Lösung direkt zur Hand. Die Schweizer haben es vorgemacht, die Amerikaner machen es zum Teil schon länger und die Japaner seit 20 Jahren. Sie geben verbindliche Ziele aus und alleine die Erwartung darauf, dass dieses Bekenntnis auch eingehalten wird, lässt die Märkte aufhorchen und sich beruhigen. Nehmen wir das Beispiel Schweiz einmal genauer unter die Lupe:

Die Schweiz hatte in diesem Frühjahr / Sommer mit einer drastischen Währungsaufwertung zu kämpfen. Der Kurs des Schweizer Franken stieg innerhalb von wenigen Monaten von 1,30 €/CHF auf fast 1 €/CHF:
Um diesen Trend aufzuhalten, gab die Schweizer Nationalbank im September ein Bekenntnis zur Bindung des Franken an den Euro ab. Sie erklärte, den Kurs des Franken auf über 1,20 €/CHF halten zu wollen und diesen mit aller Macht zu verteidigen. Musste sie vorher noch täglich mehrere hundert Millionen Franken ausgeben, um ausländische Devisen aufzukaufen, damit der Kurs stabil bleibt, reichen jetzt wenige Millionen aus. Was ist geschehen? Die Spekulanten, die im Frühjahr auf einen weiteren Kursverfall setzten, sehen sich jetzt dem unbedingten Willen der Zentralbank gegenüber, ihr Versprechen auch einzuhalten. In Voraussicht, dass die Zentralbank ihr Versprechen wahr macht, lohnt es sich nicht mehr gegen den Franken zu spekulieren, da ein weiterer Kursanstieg so gut wie ausgeschlossen ist. Man legt sich halt nicht mit einem Gegner an, der unbegrenzte Feuerkraft (Gelddrucken) besitzt und einen starken Willen hat diese auch abzufeuern.

Das gleiche sollte heute auch die EZB machen, indem sie den Spekulanten erklärt, "wir verteidigen die Länder der Eurozone, komme was wolle. (Zur Not können wir ja einfach Geld drucken.)". Anstatt jedes mal nur das Feuer kurz zu ersticken, könnten sie mit einer simplen Ankündigung den ganzen Brand löschen. Es würde folgendermaßen funktionieren: Die EZB gibt ein Ziel für die Renditen der Staatsanleihen aus, über das sie diese nicht kommen lassen wird (sagen wir 4 oder 5%). Diese "Drohung" müsste aber mit Nachdruck ausgesprochen werden und von allen Staaten (Hallo Frau Merkel?) und Zentralbanken (Hallo Herr Weidmann?) unterstützt werden. Am Anfang würden natürlich einige Akteure gegen dieses Vorhaben spekulieren, sobald aber gleich zu Beginn erkenntlich ist, dass es die EZB diesmal ernst meint, würden sich die Spekulanten schnell verziehen. Somit hätte man den Krisenstaaten eine Verschnaufpause verschafft, die nicht mehr kosten würde, als ohne diese Zielvorgabe alle paar Wochen (mittlerweile Tage) neue Aufkäufe zu unternehmen.

Mittwoch, 16. November 2011

Billiger oder Besser oder Beides 2

Dies ist v.a. eine Antwort auf den Eintrag von butsche zu meinem Griechenland Post:

Griechenland ist nicht Argentinien. Argentinien hat damals nur seine Dollarbindung aufgegeben und musste nicht aus einer Währungsunion raus und eine neue Währung schaffen. Nach der Erklärung der Pleite wurden alle Konten eingefroren und die Dollarguthaben in Pesos umgeschrieben. Das ging aber nur, da die Schulden im Ausland saßen und einfach gesagt wurde: Pech gehabt, ihr bekommt jetzt nur noch 25%. Griechenland hat aber seine Schulden v.a. im Inland (und nun bei der EZB). Somit würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Inländische Banken würden reihenweise umfallen, private Anleger ihr Erspartes und Unternehmen ihre Rücklagen verlieren. Desweiteren waren die ersten Jahre in Argentinien beiweitem kein Zuckerschlecken. Grundnahrungsmittel wurden zu Luxusgütern, die Menschen verloren ihre Spareinlagen und der Großteil der Bevölkerung rutschte unter die Armutsgrenze. Das gleiche würde wohl auch Griechenland bevorstehen. Die Kapitalflucht würde in einer Antizipation eines Austritts aus der Währungsunion ungeahnte Dimensionen annehmen, was die Banken nur noch eher in die Knie zwingen.

Wenn Griechenland jetzt aus der Union aussteigt, wird angenommen, dass das ja auch bald Spanien, Italien, Portugal oder Irland machen könnten, was deren Zinsen drastisch erhöhen würde. Dadurch wären sie wohl alsbald wirklich gezwungen den griechischen Weg zu gehen. Eine sich selbst erfüllende Prophezeihung. Ein Ausstieg darf und kann also keine Option sein.

Klar wäre danach die griechische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger. Aber welche Produkte sollen denn auf einmal exportiert werden? Sicher wäre es, wie ich in meinem Artikel gesagt habe, leichter Feta, Olivenöl und anderes auszuführen, aber bei einer Exportquote von 8% und einer Industrieproduktion von 18% gibt es nicht viel, was es zu exportieren gibt.

Daher gibt es nur eine wirkliche Option: Staatsbankrott mit einer Garantie für die Restschulden, bzw. einem Aufkauf der Schulden laut aktuellem Marktwert durch die EZB (die in den Bankbilanzen schon längst auf diesen Wert abgeschrieben sind und somit kaum noch ein Risiko bürgen, sofern sie nicht komplett ausfallen, was bei einem Austritt aus der Währungsunion aber wahrscheinlich werden würde) und einem Marshallplan für die Wirtschaft. Das dauert aber seine Zeit und wird nicht von jetzt auf gleich passieren.

Noch eins: bei einer Abwertung würden ja auch gleich die Importe teurer werden. Und auf Öl aus dem nahen Osten und Maschinen aus Deutschland ist das Land angewiesen, da es diese Produkte nicht selber herstellen kann. Dadurch würde ein Einbruch der Wirtschaft noch stärker ausfallen.

Ein letztes: Merkel und Sarkozy kämpfen mitlerweile an der falschen Front. Sie sind weiterhin an der Stützung ihrer eigenen Banken interessiert, die aber längst den Großteil abgeschrieben haben und kaum noch ein Risiko darstellen. Sie sollten sich lieber darauf konzentrieren nicht gegen eine Transferunion zu arbeiten, in der wir uns längst befinden, sondern den größtmöglichen Schaden für die GANZE Union abzuwenden.

Die anderen 0,001%

Nein, damit meine ich nicht die Superreichen bzw. die Occupy-Bewegung, sondern die 0,001 Prozentpunkte, wegen denen mitlerweile Massenhaft auf den Finanzmärkten gehandelt wird. Vor allem der sogenannte Hochfrequenzhandel (Computergestützte Programme, die eine Order schneller als einen Wimpernschlag ausführen können) beherrscht derzeit die Finanzmärkte und scheint ganze Ökonomien in seinen Sog zu ziehen.

Die Finanzmärkte sind heutzutage zum Großteil losgelöst von der realen Wirtschaft. Hauptsächlich werden nur Zahlenkolonnen hin und her geschoben, ohne das reale Werte dahinter stehen. Dabei wird bei superschnellen Käufen und Verkäufen um die 3. Stelle hinter dem Komma gefeilscht. Nur aufgrund einer Änderung im Promillebereich können so Millionengewinne, aber auch -verluste entstehen. Das bedenkliche daran ist, dass die Steuerung von Computerprogrammen übernommen wird, die nur mathematischen Formeln folgen. Aufgrund dieser automatisierten Vorgänge sind schon dramatische Verkaufswellen an den Börsen ausgelöst worden, die keiner Logik zu folgen scheinen. Von moralischen Grundsätzen ganz zu schweigen.

Durch eine Einführung einer Steuer, von auch nur einem Promille, würde sich der Großteil dieses Hochfrequenzhandels nicht mehr lohnen und dadurch nicht mehr durchgeführt werden. Die Börsen wären nicht mehr so volatil wie zur Zeit und die Bänker könnten sich wieder um ihre Hauptaufgabe konzentrieren, nämlich die Wirtschaft mit Geld zu versorgen und nicht mit "nicht-vorhandenem" zu handeln.

Falls die Steuer jedoch nur in der Eurozone eingeführt werden würde, würden diese Händler ihre Geschäfte aller Wahrscheinlichkeit nach Richtung London verlagern. Jedoch ist bei einer europaweiten Einführung ein abwandern ganzer Heerscharen von Finanzmarktakteuren in die USA oder nach Singapur und HongKong nicht wahrscheinlich, dafür sind die Kosten eines Umzuges über son eine Distanz zu hoch. Außerdem ist eine komplette weltweite Mobilität des Kapitals noch nicht gegeben. Trotzdem wäre eine Einführung einer globalen Finanzmarkttransaktionssteuer wünschenswert.

Es sollte Aufgabe der Politik sein, Regeln aufzustellen, damit auf den Börsenplätzen dieser Welt nur Transaktionen durchgeführt werden, die einen wirklichen Mehrwert für die Realwirtschaft schaffen. Eventuell verliert er Staat ein wenig an Wirtschaftskraft aufgrund des Abwanderns von einigen Händlern oder des Ausbleibens von Gewinnen, jedoch ist der Zugewinn an Sicherheit und das Eindämmen von Voladitäten an den Finanzmärkten als wünschenswerter zu erachten.

Billiger oder Besser oder Beides

Damit sich Griechenland aus seinem Sumpf befreien kann, helfen nur zwei Mittel: entweder sie werden billiger ("wie China") oder sie werden besser ("wie Deutschland"). Am besten ist aber eine Kombination aus beidem. Das Problem der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit griechischer Produkte kann mehrere Ursachen haben. Sie können zu teuer, zu schlecht oder garnicht vorhanden sein. Ich denke, es ist von allem dreien etwas.

Fangen wir mit zu teuer an. Griechische Löhne sind seit dem Beitritt zur EWU in 1999 um 30% gegenüber den deutschen Löhnen gestiegen, ohne dass ein Produktivitätswachstum in gleichem Umfang dahinter stand. Diese drastischen Lohnerhöhungen machten griechische Produkte für ausländische Importeure unattraktiv.
Desweiteren sind griechische Produkte nicht gut genug, um auf dem Weltmarkt mitzuhalten. Die Industrieprodutktivität liegt weit hinter dem europäischen, vor allem nordeuropäischen Durchschnitt zurück. Einst so angesehene Wirtschaftszweige wie der Schiffsbau sind kaum noch international von Bedeutung.

Darüber hinaus ist der Staatsapparat, welcher 40% der Wirtschaftsleistung ausmacht, heillos aufgebläht. Die Industrieproduktion beträgt nur circa 18% der gesamten Wirtschaftsleistung (zum Vergleich Deutschland: 28%). Haupteinnahmequellen aus dem Export sind Nahrungsmittel und einfache verarbeitete Produkte wie Lederwaren und ähnlichem. Die gesamten Exporte machen kaum mehr als 7% des BIP aus. Griechenland braucht aber diese Exporte, damit frisches Geld in das Land fließt, um die Auslandsschulden begleichen zu können.

Nun bleiben also 2 Optionen:
Entweder die Preise für Güter fallen auf ein Niveau, auf dem die Produkte wieder abgesetzt werden können. Dies müsste in einem Umfang von mindestens 30-40% geschehen, damit man auf einem ähnlichen Niveau ist wie zum Beispiel die Türkei, welche ähnliche wirtschaftliche Voraussetzungen hat. Dadurch würde der Fetakäse, das Olivenöl und der Tourismus deutlich günstiger für Mitteleuropäer und man könnte verlorengegangene Marktanteile zurückgewinnen. Eine Kürzung der Löhne scheint aber zur Zeit nur in Staatsbetrieben zu funktionieren. Aufgrund von bestehender Lohnstarrheit nach unten ist es schwierig die Löhne in der freien Wirtschaft stark abzusenken. Durch die Zugehörigkeit zum Euro ist eine Abwertung der Währung aber ebenso ausgeschlossen. Somit scheint der Weg eines Billigerwerdens kaum machbar.
Die zweite Option ist, man stellt hochwertigere Produkte her. Aber aus dem Stehgreif neue Industrien aufzubauen wird wohl sehr schwer fallen. Erstens bedarf es großen Investitionsanstrengungen für die das Geld in Griechenland zur Zeit fehlt, zweitens ist die Frage, welche Industrien überhaupt angesiedelt werden könnten und sollten. Es wird immer mal der Vorschlag gebracht, große Solarparks zu bauen. Nur wo sollen die Arbeiter dafür herkommen? Falls Know-How aus dem Ausland gekauft werden würde, wäre der griechischen Arbeitnehmerschaft auch nicht groß geholfen. Diese Idee ist also auch mit vielen Problemen behaftet und in kurzer Zeit schwer bis garnicht umsetzbar.

Griechenland steht also vor einem riesigen Problem. Die beschlossenen Sparpakete werden die Wirtschaft nur noch weiter abwürgen, wodurch es noch schwieriger wird die Schulden zurückzuzahlen. Somit scheint die einzig machbare Lösung ein Schuldenschnitt zu sein. Dies werden die griechischen Banken aber kaum verkraften. Seit Monaten ziehen private Anleger ihr Kapital aus Griechenland ab, was die Finanzinstitute mit einer ganz dünnen Eigenkapitaldecke dastehen lässt. Eine Abschreibung der Staatsanleihen, die noch zur genüge in ihren Portfolios stecken, würden einige der Banken garantiert nicht überleben.

Den Vorschlag eines Austritts aus der Eurozone halte ich für sehr riskant. Eine Währungsunion sollte darauf abzielen auf die Ewigkeit ausgerichtet zu sein und keinen permanenten Ein- und v.a. Austritt vorzusehen. Bei einem Austritt Griechenlands würden vermutlich auch einige Banken pleite gehen. Desweiteren würden die bestehenden Schulden weiterhin in Euro denominiert sein und somit nach einer wahrscheinlichen Abwertung der neuen Drachme an Wert gewinnen und die Chance auf eine Rückzahlung der Schulden noch geringer werden lassen.

Die einzig machbare Lösung liegt für mich in einem Schuldenschnitt von höherem Ausmaße, als die bisher erdachten 50% oder einer Stundung der Zinszahlungen, bis sich die griechische Wirtschaft wieder einigermaßen erholt hat. Die Aussage , Griechenland dürfte ja nicht offiziell als Bankrott gelten, halte ich für irrelevant in dieser Diskussion, denn auch ohne diesen offiziellen Titel wird es Griechenland nicht gelingen in den nächsten Jahren wieder am Kapitalmarkt Fuß zu fassen und die Staatsanleihen in den Portfolios der Banken sind sowieso schon um mehr als die freiwilligen 20% abgeschrieben. Im Falle eines Schuldenschnitts müssten also einige Banken gestützt und es müsste ein Weg gefunden werden, die Kapitalflucht aus den GIPS-Staaten zu stoppen. Griechenland wird es ohne einen großen Schuldenschnitt nicht aus eigener Kraft schaffen wieder auf die Beine zu kommen. Darüber hinaus braucht das Land eine Investitions- und Restrukturierungsstrategie, um die brachliegende Wirtschaft wieder aufzupäppeln.

Dienstag, 15. November 2011

Der Doktor verordnet:

... eine expansive Fiskalpolitik!

Nachdem ich nun im vorherigen Post beschrieben habe, dass eine Geldmengenerweiterung bei der Ankurbelung der Wirtschaft zur Zeit ineffektiv ist, will ich darlegen, was meiner Meinung nach getan werden kann, um die Wirtschaft in Europa vor einem erneuten Abdriften in die Rezession zu bewahren.

Laut ökonomischer Theorie hilft in einer Liquiditätsfalle eine fiskalpolitische Maßnahme die Wirtschaftskraft zu erhöhen. Dies kann zum Beispiel durch eine Erhöhung der Staatsausgaben oder einer Absenkung der Steuereinnahmen (warum ich eine Kürzung der Steuern zur Zeit als falsch erachte, werde ich demnächst darlegen) geschehen. Die IS-Kurve verschiebt sich nach Rechts, die Zinssätze erhöhen sich jedoch nicht, da wir uns im horizontalen Bereich der LM-Kurve befinden.

Soweit also zur Theorie. Nur können wir uns es im Augenblick, vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise, leisten neue Kredite aufzunehmen? Für Deutschland ist die Antwort klar: JA. Wir zahlen auf unsere Schulden so wenig Zinsen wie nie zuvor seit Einführung des Euro. Die Rendite für 10 jährige Anleihen liegt bei rund 1,8%. Inflationsbereinigt bedeutet dies bei der aktuellen Inflationsrate von 2,5%, dass wir das Geld praktisch hinterhergeschmissen bekommen. Dies hat zwei Hauptgründe: Zum einen werden deutsche Staatsanleihen als sicher empfunden. Das ist genau das, was die Anleger zur Zeit wollen. Einen sicheren Hafen, wo ihre Vermögen nicht den Bach runter gehen. Zum zweiten gibt es kaum alternative Anlagemöglichkeiten. Die Wirtschaft rund um uns herum droht einzubrechen und somit auch unsere. Durch beide oben genannten Gründe steigt die Nachfrage nach deutschen Schuldverschreibungen, was natürlich auf die Preise (in dem Fall die Rendite) drückt.

Bei einer aktuellen Verschuldung von ca. 85% der BIP muss man natürlich aufpassen nicht selber in den Strudel der Illiquidität zu kommen. Jedoch ist dieses geringe Risiko ein kleineres Übel gegenüber einer langen Rezession europäischer Reichweite. Die letzten anderthalb Jahre haben gezeigt, dass das eiserne Sparen (Austerität) in den Peripherieländern der Eurozone, sowie Großbritanniens gescheitert ist. Die Wirtschaften um uns herum brechen reihenweise zusammen und die Schuldenlasten werden nur noch größer anstatt abgebaut zu werden. Was die schwächelnden Länder der Eurozone eigentlich bräuchten, wären Investitionsspritzen á la Marshallplan und tiefgreifende Strukturreformen. Denn wie wir ja erst kürzlich feststellen mussten, exportieren wir Deutschen ja hauptsächlich nach Europa (eigentlich sollte das ja schon länger bekannt sein...). Geht es den europäischen Nachbarn schlecht, geht es dem Exportvizeweltmeister Deutschland schlecht. Bei diesen möglichen Geldleistungen (direkter oder indirekter Natur durch Konjunkturprogramme in Deutschland) müsste aber darauf geachtet werden, dass sie nicht wie im letzten Jahrzehnt in den Konsum, Immobilienblasen oder aufgeblähte Staatsapperate fließen, sondern in Infrastrukturprojekte und ähnlichem, welche eine positive Rendite auch in den nächsten Jahren erwarten lassen.

Achja, und ein bisschen mehr Inflation in der Eurozone würde auch nicht schaden, um die Anpassungsschwierigkeiten zu beschleunigen.

Hyperinflation hinter der nächsten Kurve

Ich wusste garnicht, dass Simbabwe mittlerweile mitten in der Eurozone liegt. Genauso wenig wusste ich, dass man mit 2,5% Inflation (die durch einen einmaligen Preisschock auf dem Rohstoffmarkt getrieben wurde) schon Angst um sein Erspartes haben muss.

In den letzten Wochen wurde von vielen Seiten vorgeschlagen, dass die EZB unbegrenzt für die Schulden der Mitgliedstaaten eintreten (lender of last resort) und somit die Geldhähne indirekt aufdrehen sollte. Aus Berlin und Frankfurt kamen aber sofort die Panikmacher angeflogen, die meinten einer Hyperinflation sei damit Tür und Tor geöffnet.

Die Annahme dahinter ist folgende: Die Zentralbank druckt Geld (Geldmenge M erhöht sich) und daraus folgt eine erhöhte Inflation im gleichem Umfang, da die perfekt informierten Bürger dies sehen und somit ihre Preise nach oben anpassen. Es ist ja schließlich mehr Geld im Umlauf. In normalen wirtschaftlichen Zeiten wird das annähernd so stimmen, jedoch befinden wir uns nicht in normalen Zeiten.

Folgendes Szenario wäre zur Zeit aber wohl erdenklich: Die EZB erhöht die Geldmenge durch den Aufkauf von Staatsanleihen. Dieses Geld, welches Banken, Versicherungen und Privatpersonen dann bekommen, wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht (oder nur in sehr geringem Maße) den Weg in die reale Wirtschaft finden, da unsere Wirtschaft sich zur Zeit in einer LIQUIDITÄTSFALLE befindet. Die realen Zinsraten sind nahe Null. Zum einen bedeutet das, dass für Geldanlagen kaum höhere Zinsen zu erwarten sind, als wenn man das Geld einfach bei sich (in der sog. Transaktionskasse) hält. Dies liegt in der unendlich zinselastischen Spekulationskassennachfrage bei niedrigen Zinsraten nahe Null begründet. Zum anderen gibt es in der aktuellen wirtschaftlichen Lage kaum Investitionsprojekte, die einen positiven Ertrag erwarten lassen. Daher würde das gedruckte Geld nicht in Umlauf kommen, sondern auf den Konten geparkt werden und somit die Umlaufgeschwindigkeit sinken, was wiederum die heraufbeschworene Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus bremst.

Ein zweiter wichtiger Grund ist die Reputation der EZB. Die Akteure müssen (und werden) davon ausgehen (auch aufgrund der Lehren der Hyperinflation der 20er Jahre), dass die Zentralbank das gedruckte Geld, sobald die Wirtschaft sich wieder auf einem positiven Wachstumspfad befindet und die notleidenden Staaten gerettet wurden, aus dem Markt abzieht und somit ihr Geld nicht entwertet wird. Im Gegensatz zur Reserve Bank of Zimbabwe und der Reichsbank in den 20er Jahren hat die EZB auch dieses Vertrauen der Märkte erlangt und besitzt somit eine höhere Glaubwürdigkeit als ihre genannten Pendants.

Der entscheidende Punkt bei der ganzen Analyse ist, dass wir uns in der schon angesprochenen Liquiditätsfalle befinden. Ein ähnliches Szenarium hat Japan in den 90er Jahren, als die Zentralbank versuchte mit massenhaftem Gelddrucken die Wirtschaft anzuregen, schon einmal durchgemacht. Die Inflation uferte damals nicht aus, im Gegenteil, es waren deflationäre Tendenzen aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Aussichten und einer kurz zuvor geplatzten Immobilien- und Börsenblase zu beobachten. Die expansive Geldpolitik der Bank of Japan bewirkte somit nur ein Verschieben der LM-Kurve in sich selbst. Es konnte keine Ausweitung der Wirtschaftskraft erreicht werden. Ebenso kam es nicht zu einem anziehen der Zinsraten.

Somit ist eine expansive Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle nicht effektiv (in bezug auf eine Ankurbelung der Wirtschaft), führt aber auch nicht zu einer höheren Inflation, solange die Bevölkerung nicht davon ausgeht, dass die Preise in Zukunft stark steigen werden. Dies ist aus oben genannten Gründen auch nicht ersichtlich bzw. wahrscheinlich. Daher ist die Hysterie, die von einigen Massenmedien geschürt wird, höchst gefährlich! Erstens werden die Bürger extrem verunsichert, weil sie sich irgendwann wirklich um eine Inflation fürchten (ja, die Bürger als Wirtschaftssubjekte sind NICHT perfekt informiert), zweitens kann sich eine selbsterfüllende Prophezeihung ergeben, wenn sich diese Hysterie in einem sprunghaften Ansteigen des Konsums oder in Bank-Runs (aufgrund der "Angst vor dem Ersparten") auswirkt.

Den einzigen wirklichen Effekt, den eine Garantie der EZB für die Staatsanleihen der Mitgliedsstaaten hätte, wäre in einer Abwendung eines finanziellen Chaos und dem Niedergang der Eurozone gegeben. Und dies sollte schließlich im Interesse der führenden Politiker und der ganzen Bevölkerung sein.

Montag, 14. November 2011

China Bashing en-vogue again

Nun sind sie also wieder zurück diese bösen Imperialisten aus Südostasien, die unsere Wirtschaft mit ihrem Merkantilismus kaputt machen. Durch Lohndumping und vor allem der Intervention beim Wechselkurs sind sie alleine an unserer Krise, den hohen Arbeitslosenzahlen und den Außenhandelsdefiziten schuld. So oder so ähnlich liesst es sich bei vielen Journalisten und Ökonomen seit einigen Jahren.

So nun auch wieder bei Paul Krugman:
     "And this in turn means that the savings glut possibly making the natural real rate negative is
     actually originating abroad, not at home.
     Do you sort of see why I’m a hawk on China policy?"

Grundsätzlich erachte ich Prof. Krugmans Ausführungen zu den aktuellen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Themen als äußerst bereichernd und lehrreich. Doch in größeren, regelmäßigen Abständen stößt mir seine Kost ein wenig übel auf den Magen:
     "To get our trade deficit down, however, we need to make American products more 
     competitive, which in practice means that we need the dollar’s value to fall in terms of
     other currencies."

Amerikanische Produkte sind also nur aufgrund der vermeintlichen Überbewertung des US-$ (v.a. gegenüber China) nicht konkurrenzfähig? Es werden kaum andere Faktoren für dieses Problem in Betracht gezogen (siehe auch folgende Kolumne hierzu). Meiner Meinung nach liegt das Hauptproblem woanders. Dies zeigt sich auch darin, dass der Handel mit China "lediglich" 40% des Leistungsbilanzdefizits der USA ausmacht. Es scheint also noch andere Gründe zu geben.

Der wichtigste Grund für den Anstieg des Leistungsbilanzdefizits liegt vor allem in der Zunahme des Kapitalbilanzüberschusses der USA (dabei sei auf folgende Gleichung hingewiesen: 
EX - IM = S - I). Durch niedrige Spartätigkeiten in den USA (Konsum, Konsum und nochmals Konsum, und zwar auf Pump finanziert) musste ausländisches Kapital zur Finanzierung angezogen werden. Aufgrund des sogenannten exorbitanten Privilegs der USA ist das auch kein großes Problem gewesen (und scheint es auch zzt. nicht zu sein (unter 2% Verzinsung auf 10 jährige Staatsanleihen)). Gelder mussten zum einen auf Seiten des Staates (Reagonomics + tax cuts und Kriege nach 9/11) und zum anderen bei den privaten Endverbrauchern (die amerikanischen Haushalte gaben in 2006 106,5% ihres verfügbaren Einkommens aus!) angezogen werden.

Den zweiten Hauptgrund sehe ich in der seit nunmehr 30 Jahre anhaltenden Deindustrialisierung, die die industrielle Basis in den USA fast komplett ruiniert hat. Seit den 80er Jahren sind es vor allem Finanzdienstleister, auf die sich die Wirtschaft der Vereinigten Staaten stützt. Besonders gravierend ist diese Entwicklung in ehemaligen Industriestädten im Nordosten der USA zu sehen (u.a. Detroit, Cleveland, Pittsburgh). Die Jobs in der Auto- und Stahlindustrie sind rar geworden. Der Grund dafür ist ein Outsourcen der Stellen in Länder / Staaten mit niedrigeren Lohnkosten. Seien es die Südstaaten wie Georgia und Alabama oder halt Mexico, China und der Rest von Südostasien.

Multinational agierende Unternehmen produzieren da, wo sie die größten komparativen Vorteile haben. Dies sind nun mal für den Zusammenbau von Elektronikprodukten und das Schneidern von Textilien vor allem die Länder in Südostasien. Nehmen wir das allseits bekannte Beispiel Apple. Zur Produktion der diversen Pods, Pads und Phones werden die Vorprodukte aus hochtechnologisierten Ländern nach China importiert (Bildschirme aus Südkorea, Chips aus Taiwan und sogar Teile aus Deutschland). Die Wertschöpfung, die in China durch das Zusammenbauen generiert wird ist minimal (lediglich 4%), jedoch steht der Export des fertigen Produktes in die USA komplett zu Buche. Im Gegensatz zu den Lieferländern der Vorprodukte, die zumeist eine nahezu ausgeglichene Leistungsbilanz mit China haben, stehen die Vereinigten Staaten als reiner Endkonsument bei China in der Kreide (in 2009 allein durch das iPhone mit 1,9 Mrd. $). Im Endeffekt besteht ein Großteil des Handelsbilanzdefizits faktisch nicht mit China, sondern ist ein Transfer aus anderen Ländern.

Dieses Beispiel wurde auch vom chinesischen Vize-Zentralbankchef Yi Gang als Argument gegen einen allzu großen Einfluss des Wechselkurses auf die Handelsbilanzen beider Länder angeführt. Er nennt diese Wertschöpfung in China processing trade. Seiner Meinung nach entsteht der Überschuss in der chinesischen Leistungsbilanz alleine aus diesem processing trade. Ohne diesen wäre die Handelsbilanz der Chinas ausgeglichen.
Der amerikanische Konsum war jahrelang vom beiderseitigen Nutzen geprägt. Die USA fanden günstige Produkte um ihre Konsumhausse weiter voranzutreiben und China fand einen dankbaren Abnehmer für seine Produkte. Finanziert wurde das ganze durch den massenhaften Aufkauf von amerikanischen Schuldverschreibungen durch die Chinesen.

Man kann sich nun streiten ob der Wechselkurs des Renminbi gegenüber dem US-$ unterbewertet ist. Manche Autoren sprechen von einer bis zu 40% Unterbewertung, jedoch gibt es auch Studien, die keine Unterbewertung sehen bzw. sogar den Renminbi für überbewertet halten. Gehen wir davon aus, dass der Renminbi wirklich unterbewertet ist, sehe ich trotzdem keine allzugroßen Gründe, für die in China produzierenden Unternehmen ihre Produktionsstätten wieder zu "reshoren". Die Lohnkosten in den USA und anderen westlichen Ländern sind einfach zu hoch, dass dies sich für die Produktion von Konsumartikeln lohnen würde. Desweiteren würde eine Aufwertung des Renminbi aufgrund des niedrigen Wertzuwachses der Produkte in China nur zu einer minimalen Steigerung der Gesamtkosten führen und somit nicht erheblich für die Entscheidung der Produktionstättenverlagerung sein. Die eventuell zu erwarteten Kostensteigerungen würden entweder die Unternehmen (entgangener Gewinn) oder die Endverbraucher (höhere Preise) in den USA treffen und kaum zu einer Absenkung der Handelsbilanzdefizite beitragen. Im Falle einer Verlagerung würden diese Unternehmen auch kaum in die USA mit ihrer Produktion zurück kehren. Dies ist schon heute an der Verlagerung der Textilproduktion, aufgrund von "zu hohen" Löhnen in China, nach Vietnam oder Bangladesh und schlussendlich wohl auch nach Indien und Afrika zu sehen.

Ich errinere nur ungern an die gleiche Diskussion, die in den 1980er Jahren schon einmal geführt wurde. Damals stand ein anderes Land in gleicher Weise im Mittelpunkt der Diskussion, Japan. Durch das Plaza-Abkommen 1985 wurde eine starke Aufwertung des Wechselkurses des Yen herbeigeführt. Jedoch schrumpfte das Handelsbilanzdefizit zwischen Japan und den USA in den Folgejahren kaum, da die US-Konsumenten weiterhin, so wie heutzutage mit China, auf die Elektronikprodukte aus Japan "angewiesen" waren. Ergebnis dieses Prozesses war jedoch für Japan das wohl mittlerweile folgende dritte verlorene Jahrzehnt, mit einer Stagnation der Wirtschaft und deflationären Tendenzen.

Die USA sollten sich lieber auf ihr komplettes Handelsbilanzdefizit (ergo ihr Budgetdefizit des Staates und die niedrige Sparquote) und dem Wiederaufbau ihrer industriellen Basis konzentrieren, falls sie ihr Defizit wirklich verringern wollten, als jedesmal pünktlich zur Veröffentlichung der neuesten Handelsdaten China für ihre angebliche Wettbewerbsverzerrung zu kritisieren. Schlussendlich sind nicht die Länder mit einem Handelsbilanzüberschuss schuld an den Miseren der Defizitländer. Da ist es egal ob USA, Griechenland oder Spanien auf der Flagge steht. Internationale Wettbewerbsfähigkeit erlangt man nur durch die Produktion von günstigen Billigprodukten (China) oder hochwertigen Spezialerzeugnissen (Deutschland).
Für einen der beiden Wege muss man sich heutzutage entscheiden.

Samstag, 12. November 2011

Mitte-Rechts-Links

Es ist ja schon länger ersichtlich, dass einige Parteistrategen fleißig Public Choice Theorien gepaukt haben. Vordergründig scheint ihnen dabei das Medianwählertheorem aufgefallen zu sein. Dies ist im Fall der CDU und SPD an dem Ruck zur Mitte deutlich erkennbar.

Nun aber übertrifft sich Frau Merkel in ihrem Erfindungsreichtum erneut. Es reicht nicht mehr nur die Wähler der sogenannten Mitte und alles Rechts bis zur FDP und weiter abzugrasen, nein, die CDU will nun auch noch die SPD mit ihrem Vorstoß in der Mindestlohndebatte links überholen. Das wohl beide Vorhaben an der Blockade der Opposition scheitern werden, kommt ihr aber anscheinend ganz gelegen. Denn so kann sie zumindest behaupten, alles im Interesse der Wähler / des Koalitionspartners getan zu haben, ohne dann im Endeffekt auch politisch für die Entscheidungen gerade stehen zu müssen. Die Politur glänzt gewiss am besten, wenn das Auto in der Garage bleibt.

In Zeiten, in denen sich die politischen Programme der großen Parteien kaum noch voneinander unterscheiden und man für das Zeigen eines klaren politischen Profils als arrogant und ignorant abgetan wird, wird dieses Rücken auf und zwischen den Stühlen als eine Politstrategie des maximalen Generierens von Wählerstimmen erachtet. Der Versuch des Abgrasens jeder einzelnen Wählerweide ohne Rücksicht des Verprellens der Hauptwählerschaft scheint dabei als einkalkuliertes Risiko hingenommen zu werden.
Ohne klare Positionierungen zu den wichtigen Themen schliddert die schwarz-gelbe Regierung nun schon seit 2 Jahren von einem unrühmlichen Kasperletheater zum nächsten, ohne dabei eine klare Linie zu vertreten oder einen wirklichen Entscheidungswillen an den Tag zu legen.

Es wird Zeit für Frau Merkel klar Position zu beziehen und nicht ständig ihre Standpunkte je nach Windrichtung zu wechseln. Dies ist sowohl für innenpolitische Themen wie Bildung und Sozialpolitik sowie erst recht für die europäische Staatsschulden-, Finanz- und Politikkrise geboten.

Donnerstag, 10. November 2011

Aller Anfang muss gemacht werden

Meine Eltern forderten mich als Kind stets dazu auf, mir meine eigenen Gedanken zu machen. Denn Reflexion sahen sie für uns Kinder als eine dienliche Herangehensweise eigene Standpunkte zu formulieren und unseren eigenen Charakter zu formen. Monotonen Einbahnstraßen-Input und nachgeplappere von Anderen war in unserem Haushalt ein ungern gesehener Gast. Zudem inspirierte mich, vor dem Hintergrund des aktuellen Goldpreises, das Sprichwort „Reden ist Silber, Schreiben ist Gold“ (...oder so ähnlich...) selber aktiv zu werden. Aus diesen Gründen heraus schreibe ich diese Ansammlung von Kommentaren Hauptsächlich für mich selber.

Trotz meines Hintergrundes als angehender Ökonom sollen nicht nur wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund stehen. Vielmehr soll ein Potpourri aus politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Themen entstehen. Diese sollen vordergründig mir eine Möglichkeit geben meine Gedanken und Ansichten festzuhalten und zu ordnen. Wenn darüber hinaus ein anderer Gefallen an meinen Vorstellungen findet oder im Zuge eines regen Gedankenaustausches einen Kommentar verfasst, umso besser!

Nach und nach werde ich den tagesaktuellen Gedanken auch Einträge über meine grundsätzlichen Ansichten unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens anfügen.

Ohne weiter große Worte verlieren zu wollen, erkläre ich meinen Blog hiermit für eröffnet.