Da veröffentlichte der Spiegel letzte Woche die Ergebnisse des Lernatlas 2011 der Bertelsmann Stiftung und alle waren geschockt, wie schlecht es doch um unser Bildungssystem aussieht. Wo ist denn die vielbeschworene Bildungsrepublik Deutschland auf einmal hin, von der die Kanzlerin seit geraumer Zeit verkündet?
Da gehen nun die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg als Sieger aus dem Vergleich hervor. Es ist doch aber nicht verwunderlich, dass gerade die reichen Bundesländer so gut abschneiden. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass das Bildungsniveau der Eltern und die finanziellen Mittel der Länder und Kommunen zum Lernerfolg der Schüler und Studenten beitragen, nun nicht gerade, jedoch wird sie von der aktuellen Studie mehr als nur untermauert.
Kinder und Jugendliche aus bildungsfremden Schichten werden es immer schwieriger haben, als Kinder aus Arzt- oder Professorenfamilien, eine adequate Unterstützung und Bildungschancen zu erhalten. Auf den hinteren Plätzen liegen also nicht ohne Grund das arbeitergeprägte Ruhrgebiet und die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland, die schon seit Jahren von einer Abwanderungswelle gut ausgebildeter Menschen heimgesucht werden. Keine großartig neuen Feststellungen also.
Jedoch tun die Bundesregierungen seit Jahren kaum etwas, um die Lage ernsthaft zu verbessern. Die Hochschuletats werden ständig weiter gekürzt (mittlerweile fallen ganze Vorlesungswochen aus Geldmangel aus) und staatliche Schulen werden reihenweise geschlossen, bis man feststellt, dass man jetzt auf einmal acht 5. Klassen und gar keine Lehrer für all die Kinder hat. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht, da ja die böse Eurokrise mehr als nur an die Türe klopft. Das probateste Mittel in diesen Zeiten heisst Investitionen und nicht prozyklische Ausgabenkürzung. Allein die letzte Woche beschlossenen 26 Milliarden Steuersenkungswünsche der FDP würden der Republik als zusätzliche Finanzspritze in die Bildung recht gut stehen. Nur wenn es in Deutschland geschafft wird, gut ausgebildete Fach- und Führungskräte in den nächsten Jahren hervorzubringen, kann es gelingen der Billigkonkurrenz aus China zu trotzen und zum Bildungsniveau der nordeuropäischen Länder aufzuschließen.
Ein Nachtrag noch: Steuerentlastungen gehen hauptsächlich entweder direkt in den Konsum (Spielzeug oder Elektronik aus Fernost für Weihnachten!?) oder werden gar nicht erst ausgegeben und landen auf den Konten. Bei einer Sparquote der Deutschen von über 11% sind diese Anreize also ziemlich wirkungslos. Jedoch würden bei staatlicher Investitionsförderung / Ausgabenpolitik in Zukunft renditen abgeschöpft werden können, die bei einmaligem Konsum nicht stattfinden würden. Somit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen