... eine expansive Fiskalpolitik!
Nachdem ich nun im vorherigen Post beschrieben habe, dass eine Geldmengenerweiterung bei der Ankurbelung der Wirtschaft zur Zeit ineffektiv ist, will ich darlegen, was meiner Meinung nach getan werden kann, um die Wirtschaft in Europa vor einem erneuten Abdriften in die Rezession zu bewahren.
Laut ökonomischer Theorie hilft in einer Liquiditätsfalle eine fiskalpolitische Maßnahme die Wirtschaftskraft zu erhöhen. Dies kann zum Beispiel durch eine Erhöhung der Staatsausgaben oder einer Absenkung der Steuereinnahmen (warum ich eine Kürzung der Steuern zur Zeit als falsch erachte, werde ich demnächst darlegen) geschehen. Die IS-Kurve verschiebt sich nach Rechts, die Zinssätze erhöhen sich jedoch nicht, da wir uns im horizontalen Bereich der LM-Kurve befinden.
Soweit also zur Theorie. Nur können wir uns es im Augenblick, vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise, leisten neue Kredite aufzunehmen? Für Deutschland ist die Antwort klar: JA. Wir zahlen auf unsere Schulden so wenig Zinsen wie nie zuvor seit Einführung des Euro. Die Rendite für 10 jährige Anleihen liegt bei rund 1,8%. Inflationsbereinigt bedeutet dies bei der aktuellen Inflationsrate von 2,5%, dass wir das Geld praktisch hinterhergeschmissen bekommen. Dies hat zwei Hauptgründe: Zum einen werden deutsche Staatsanleihen als sicher empfunden. Das ist genau das, was die Anleger zur Zeit wollen. Einen sicheren Hafen, wo ihre Vermögen nicht den Bach runter gehen. Zum zweiten gibt es kaum alternative Anlagemöglichkeiten. Die Wirtschaft rund um uns herum droht einzubrechen und somit auch unsere. Durch beide oben genannten Gründe steigt die Nachfrage nach deutschen Schuldverschreibungen, was natürlich auf die Preise (in dem Fall die Rendite) drückt.
Bei einer aktuellen Verschuldung von ca. 85% der BIP muss man natürlich aufpassen nicht selber in den Strudel der Illiquidität zu kommen. Jedoch ist dieses geringe Risiko ein kleineres Übel gegenüber einer langen Rezession europäischer Reichweite. Die letzten anderthalb Jahre haben gezeigt, dass das eiserne Sparen (Austerität) in den Peripherieländern der Eurozone, sowie Großbritanniens gescheitert ist. Die Wirtschaften um uns herum brechen reihenweise zusammen und die Schuldenlasten werden nur noch größer anstatt abgebaut zu werden. Was die schwächelnden Länder der Eurozone eigentlich bräuchten, wären Investitionsspritzen á la Marshallplan und tiefgreifende Strukturreformen. Denn wie wir ja erst kürzlich feststellen mussten, exportieren wir Deutschen ja hauptsächlich nach Europa (eigentlich sollte das ja schon länger bekannt sein...). Geht es den europäischen Nachbarn schlecht, geht es dem Exportvizeweltmeister Deutschland schlecht. Bei diesen möglichen Geldleistungen (direkter oder indirekter Natur durch Konjunkturprogramme in Deutschland) müsste aber darauf geachtet werden, dass sie nicht wie im letzten Jahrzehnt in den Konsum, Immobilienblasen oder aufgeblähte Staatsapperate fließen, sondern in Infrastrukturprojekte und ähnlichem, welche eine positive Rendite auch in den nächsten Jahren erwarten lassen.
Achja, und ein bisschen mehr Inflation in der Eurozone würde auch nicht schaden, um die Anpassungsschwierigkeiten zu beschleunigen.
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