Ähnlich wie nach dem Lehman-Crash 2008 parken auch jetzt wieder die Banken ihre Einlagen über Nacht in großen Mengen bei der Zentralbank (siehe Grafik der Übernachtdepots unten). In normalen Zeiten ("vor Lehman") wurden die Gelder über Nacht kaum bei der Zentralbank eingelagert, da sie dort kaum Zinsen abwerfen. Zur Zeit jedoch vertrauen sich die Banken untereinander nicht, da die Unsicherheit viel zu hoch ist. Daher wird das Geld sicher bei der EZB gelagert.
Dies ist ein relativ großes Problem, da hierdurch der internationale Kapitalfluss ins Stocken gerät. Anstatt das Geld bei anderen Geschäftsbanken einzulagern, die damit ihre Verbindlichkeiten begleichen könnten, versauert das Geld in der Bilanz der EZB. Zudem sehen sich Unternehmen und Privatpersonen restriktiveren Kriterien bei der Kreditvergabe ausgesetzt, da die Unsicherheit in eine Rückzahlung gewährter Kredite größer wird. Dieses Problem schlägt sich somit auch auf die reale Wirtschaft durch.
Zu der sich ausweitenden Kreditklemme findet außerdem ein großer Abfluss an Kapital aus den GIPS-Staaten statt. Die Anleger parken ihr Geld lieber auf Konten in Deutschland, der Schweiz oder in Übersee. Dadurch verlieren die Banken in den südeuropäischen Ländern an Kapitalausstattung, die sie zur Zeit dringend benötigen würden. Desweiteren werden die sonst üblichen Übernachteinlagen (z.B. Staatsanleihen), die nun bei der EZB lagern, als Eigenkapitalpuffer nach den Basel-Regelungen benötigt. Da dieses Geld den Geschäftsbanken nun fehlt, müssen sie sich dieses an anderer Stelle besorgen. Somit können sie weniger risikoreiches Kapital in ihre Bilanz aufnehmen, da die Bilanzsummen drastisch gekürzt werden müssen. Durch diese Gründe bekommen Banken und Privatpersonen nicht mehr soviel frisches Kapital wie sie eigentlich dringend benötigten.
Trotz der gemeinsamen Aktion in den letzten Tagen einiger Zentralbanken, den Zugang zu günstigem Geld zu erleichtern, wird das wohl nur ein Strohfeuer bleiben. Das Vertrauen in die europäische Währung und die Krisenstaaten und deren Banken wird erst zurück kommen, wenn die Anleger sich sicher sein können, ihr Geld nicht zu verlieren. Dies kann nur geschehen, wenn Austritte aus der Währungsunion und dadurch ein allzu großer Verlust von Werten aus den Anlagen in den betreffenden Staaten ausgeschlossen werden kann. Dies könnte schnellstmöglich durch eine Garantie der Staatsschulden der Euro-Staaten geschehen und somit den Kapitalexodus aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zumindest verlangsamen. Bis es soweit ist, werden die Gelder weiterhin in Übernachteinlagen bei der EZB fließen und dem Bankensektor entzogen.
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