Gestern setzte die Ratingagentur Standard & Poors den Ausblick für 15 Euro Staaten auf Negativ. Begründet wurde der Vorgang mit den potenziellen Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise.
Soweit so gut. Oder auch nicht. Kaum lief diese Meldung über die Ticker, begann der typische europaweite Aufschrei, was die (In)Solvenz-Wächter aus dem fernen New York den europäischen Staaten antun würden. Wieder einmal wurde das drohende Verrücktspielen der Märkte aus dem Angstsäckel geholt. Unverantwortlich sei es, in solch schwierigen Zeiten auch noch die Staaten vor eine Herabstufung ihrer Ratings zu stellen. Als ob die Renditen auf deren Staatsanleihen nicht schon hoch genug wären. Die Ratingagenturen sollten doch bitte Nachsicht walten lassen und die Reformanstrengungen der Eurostaaten anerkennend in ihre Ratings einfliessen lassen.
Dies soll keine Sympathieerklärung für die Ratingagenturen sein, sondern soll nur die Verlogenheit und das zwiespältige Verhalten der Regierungen Europas vor Auge halten. Jahrelang haben es die Agenturen "versäumt" Anlagen risikogerecht zu bewerten. Kaum solventen Gläubigern wurden Bestnoten gegeben, solange die Bezahlung stimmte oder man nicht hinter die komplizierten Finanzprodukte blickte. Damals hat sich die Politik auch nicht aufgeregt. Ende dieses Bestnotenvergebens war bekanntlich die Finanzmarktkrise von 2008. Um diese Fehler nicht zu wiederholen, versuchen die Ratingagenturen nun ein realistischeres Bild der Bonitäten zu ermitteln. Darunter gehört es auch, den kriselnden Eurostaaten ihr Misstrauen offen zu verkünden. Die Art und Weise wie dies geschieht (siehe Frankreich vor einigen Wochen, oder auch nun wieder bei S&P) zeugt natürlich nicht von gutem Geschäftsgebaren. Jedoch sollten die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht die Augen vor der Erodierung ihrer eigenen Solvenz verschließen. Es sind nun einmal düstere Zeiten, auf die die Währungsunion zusteuert. Darauf sollte aufmerksam gemacht und entsprechend die Kreditwürdigkeiten angepasst werden. Und es ist ja nicht so, dass sich auf einmal die Renditen verdoppeln, nur weil S&P in das gleiche Horn bläst, aus dem die Finanzakteure schon seit Monaten ihre Krisenmusik vernehmen.
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