Freitag, 4. Mai 2012

Spend Now, Save Later

In den letzten Monaten / Wochen / Tagen zeichnet sich ein immer deutlich werdenderes Bild vom Scheitern der Austeritätspolitik á la Merkozy ab. Das Mantra der Bekämpfung der sogenannten Eurokrise der letzten Jahre lautete "Fiskalische Disziplin. Interne Devaluation. Dann wird DAS Vertrauen der Märkte wieder zurück kehren und alles wird gut." Diese Annahmen standen aber von Vornherein auf tönernen Füßen. In diesem Eintrag möchte ich mich mit dem ersten Argument befassen, bevor ich in den nächsten Tagen etwas zu den Preis- und Lohnanpassungen los werden möchte.

Wie schon öfters hier in diesem Blog erwähnt und auch von anderen Ökonomen / Autoren gewarnt wurde, war die Politik des auf-Teufel-komm-raus-Sparens eine, die die Wirtschaft früher oder später vor den Baum fahren musste. Während die privaten Haushalte und die Unternehmen nach der Krise ihre Wunden lecken und ihre Bilanzen und Ersparnisse wieder gerade bügeln mussten, fiel den europäischen Regierenden nichts besseres ein, als das gleiche auch mit den Staatshaushalten zu tun. Dadurch wurde ein gefährlicher Kreislauf in Gang gesetzt, an dessem Ende weniger Wohlstand und mehr Arbeitslosigkeit stehen wird. Die Wirtschaften rings um Deutschland herum brachen und brechen immer noch ein, aus der Rezession ist die Eurozone bei weitem noch nicht heraus und die nominalen und realen Schuldenberge werden weiter größer und größer. Dabei erhofften die handelnden Politiker das das genaue Gegenteil eintritt. Die Märkte sollten durch die harten Sparmaßnahmen erkennen, dass die europäischen Länder gewillt sind ihre Finanzen wieder auf Vordermann zu bringen. Jedoch waren von Anfang an nicht die hohen Staatsschulden in der Eurozone das Problem der Krise (wie sind sonst die Fälle Spanien und Irland zu erklären), sondern die Ungleichgewichte, welche sich nach der Einführung des Euros nach und nach aufgebaut haben. Nachdem die Eurozone nun mehr als drei Jahre in die gleiche Sackgagsse gefahren ist, erkennen immer mehr Personen, die sich mit dieser Thematik auseinander setzen, dass die Mauer am Ende der Straße zu dick ist, um einfach so durchzufahren. So urteilte auch Henry Boget vor einigen Tagen im Business Insider.

Nun gilt es aber aufzuzeigen, was getan werden kann, um die Krise zu lindern und zu überwinden.

Eine Besserung der Situation in der Eurozone kann nicht mit einem rigiden Sparkurs, der nur auf Bilanzberichtigung aller Akteure ausgelegt ist, erreicht werden. Es gehören Unterstützungsmaßnahmen aufgelegt, die den kriselnden Wirtschaften wieder auf die Beine helfen werden, um dann auf Basis der gesundeten Wachstumsziffern die Schuldenreduktion voran zu treiben. Die Kanzlerin meint, dass dies allein durch angebotsseitige Reformen ermöglicht werden könne.
So die FTD: "Berlin hingegen glaubt, dass angebotsseitige Strukturreformen schon bald für eine bessere Konjunktur sorgen. Bessert sich das Umfeld für Unternehmen, werden diese wieder stärker investieren, so die Hoffnung." Frei nach dem Motto: abwarten, Tee trinken und alles wird gut. Die Frage, die sich mir dabei stellt, ist, woher soll dieser Angebotsschock kommen?

Die privaten Haushalte sind immer noch dabei, ihre Sparguthaben wieder auf einen Stand zu bringen, der sie gegen Risiken in der Zukunft absichert. Desweiteren fahren sie ihren Konsum drastisch zurück, da vielen entweder die Arbeitslosigkeit droht oder sie schon arbeitslos sind. Von dieser Seite ist also keine Konjunkturunterstützung zu erwarten. Dies sehen auch die Unternehmen und werden einen Teufel tun, ihre Produktion drastisch zu erhöhen. Darüber hinaus werden sie auch kaum in großem Stile investieren können. Zum Einen sind sie durch die restriktive Kreditvergabe der Banken beschränkt, zum Anderen bieten sich, vor allem in den Südländern, kaum Investitionsmöglichkeiten und somit wenig Wachstumspotential. Es wird in Berlin also wieder auf die gleiche Taktik vertraut, wie seit 5 Jahren zu beobachten ist. Alle wichtigen Entscheidungen werden vor sich her geschoben, Probleme werden so lange ausgesessen, bis sich eine vermeintliche Lösung eröffnet oder der internationale Druck zum Handeln zu groß wird und richtungsweisende Verbesserungsvorschläge sind weit und breit nicht zu sehen.

Inwiefern Strukturreformen auf kurze Sicht eine Verbesserung der Lage bringen, ist mir ebenso bisher noch nicht so richtig einleuchtend klar geworden. So braucht die Umsetzung Zeit und die Effekte sind erst verzögert spürbar. Kurzfristig helfen meines Erachtens nur Unterstützungsmaßnahmen durch internationale Gremien. Es bleiben also der IWF (tut sich schwer mit weiteren Hilfen), die EZB (dafür bräuchte es eine Ausweitung des Mandates), die EIB (deren Gelder sind aber arg begrenzt) und in aller letzter Konsequenz die Staaten selbst. Wenn jeder dieser Akteure einen Teil dazu beiträgt, kann es geschafft werden die Abwärtsspirale aufzuhalten und positive Konjunkturimpulse zu geben. Ich halte es bei diesen Unterstützungsmaßnahmen angebracht, diese in den schon kriselnden Staaten einzusetzen, anstatt die deutsche Wirtschaft zu überhitzen (siehe die Argumentationslinie hier bei kantoos). Dies hat aber in einer eurozonen-weiten Koordination zu erfolgen. Wenn jedes Land weiterhin seine eigenen Brötchen bäckt, wird es wohl nicht mehr lange dauern, bis die Gemeinschaft wieder in ihre einzelnen nationalstaatlichen Interessen zerfällt, anstatt an einem Strang zu ziehen.

Deseweiteren müsste es geschafft werden, private Investoren in die Krisenstaaten zu locken. Wie dieses aber bei den aktuell niedrigen Renditeerwartungen geschehen soll, bleibt abzuwarten. Falls die jedoch gelingen sollte, so dürfte dieses potenziell einströmende Kapital nicht in den Konsum, aufgeblähte Staatsapparate oder windige Immobilienprojekte gesteckt werden, sondern muss in nachhaltige, wachstumsschaffende Investitionsprojekte (Infrastruktur, Bildung, etc.) fließen. Es macht den Anschein, dass auch die Politiker in der EU mittlerweile zu diesem Schluss gekommen sind.

Darüber hinaus sehe ich ein weiteres großes Problem in den nächsten Wochen und Monaten auf uns zukommen. Dieses kann durch den Finanzexodus in den südlichen Euroländern hervorgerufen werden. Griechische, portugisische und vor allem spanische Banken haben extrem mit dem Abzug von Kapital aus ihren Bilanzen zu kämpfen. Die sehr laschen Stresstests der Vergangenheit haben schon kein gutes Bild der Banken im Euroraum gezeichnet. Mitlerweile dürfte die Lage sich noch einmal verschlimmert haben. Damit wir keinen zweiten Lehmann-Moment erleben, wird es von besonderer Bedeutung sein, dass gegebenenfalls die Staaten und die EZB eine solche katastrophale Wiederholung der Ereignisse verhindern. Aufgrund des Ausfalls von privaten Gläubigern im Zahlungsverkehr kann dies nur in einer zeitweiligen Kanalisierung der Zahlungsströme durch die Zentralbanken geschehen. Das TARGET2 Zahlungssystem gehört demnach aufrechterhalten und sollte keiner Begrenzung in irgendeiner Form unterworfen werden. Würde dies geschehen, so könnte es zu einer Reihe von Zusammenbrüchen der Banken kommen, von denen riesige Ansteckungsgefahren für die gesamte Weltwirtschaft ausgehen können.

Bei der ganzen Diskussion um die Austeritätsbemühungen und die Profilierungssucht der Kanzlerin als eiserne Wächterin einer gesunden Fiskalpolitik, darf man nicht vergessen, dass sie in Deutschland sehr keynesianisch gehandelt hat (Abwrackprämie, Kurzarbeitergeld und Konjunkturpakete), aber die größte fiskalische Disziplin von den anderen Ländern einforderte. Diese Maßnahmen waren ein Segen für die deutsche Wirtschaft, nur verkauft wurde die gesamte Politik unter einem falschen Etikett.
Die Krisenstaaten sind weiterhin so gut wie abgeschnitten vom Kapitalmarkt. Dies war seit Anfang der Krise so und hat sich kaum geändert (Spanien und Italien halten sich nur durch die Unterstützung der EZB noch einigermaßen gut am Kapitalmarkt). Das Vertrauen "des Marktes" ist durch die Austeritätsbemühungen also keineswegs zurückgekehrt. Im Gegenteil, die Skepsis ist nur noch größer geworden. Die aktuelle bedrohliche Situation hätte von Anfang an verhindert werden können, wenn einmal ein Blick in die Makro-Lehrbücher geworfen und nicht auf persönliche Weltanschauungen einiger Ökonomen und Politiker gehört worden wäre, die vor imaginären Feinden wie den bösen Spekulanten und den Inflationsdämonen warnten, welche weit und breit nicht zu sehen sind.

Genau die von vielen Keynesianern vorhergesagten Verläufe sind nun in der Realität zu beobachteten. Die Volkswirtschaften welche extreme Sparmaßnahmen durchführten, sind durch diese nur noch weiter abgewürgt worden:

Donnerstag, 3. Mai 2012

Geldwertstabilität + X

Scheint die Zeit für eine Mandatsänderung (besser Mandatserweiterung) der EZB reif? Zumindest hat dieses Thema die FTD aufgegriffen.

Bisher besteht die Aufgabe der Europäischen Zentralbank alleine darin, den Geldwert in der Eurozone stabil zu halten. So soll eine Teuerungsrate von knapp unter 2% erreicht werden. Dieses Ziel erreichen die Währungshüter im Durchschnitt auch relativ gut. Aber ist dieses alleinige Ziel in der heutigen Zeit noch aufrechtzuerhalten? Oder sollte man sich nicht die Fed in den USA zum Vorbild nehmen und neben der Geldwertstabilität auch noch den Beschäftigungsstand im Auge behalten?

Ich bin der Meinung, dass in einer Währungsunion (v.a. in einer suboptimalen wie der Eurozone) nicht nur alleine auf die Teuerungsrate geachtet werden sollte. Was bringt es, die Inflation mit aller Macht auf 2% zu drücken, aber dadurch ganze Volkswirtschaften abzuwürgen und Anpassungen innerhalb der Währungszone zu erschweren?

Ich hoffe, dass sich die EZB langsam zu einem Doppelmandat durchringt. Dies würde nicht heißen, dass sofort alle Stabilitätsaspekte über den Haufen geworfen werden müssten, sondern dass lediglich ein wenig mehr Spielraum für Maßnahmen wie zum Beispiel quantitative Lockerung gegeben wird, um einer strauchelnden Wirtschaft in einer Krise besser unter die Arme zu greifen und Anpassungen innerhalb des Währungsraumes zu beschleunigen.

Freitag, 23. März 2012

Vorsicht, Staatsschulden!

Paul Ryan, republikanisches Mitglied des Repräsentantenhauses aus Wisconsin, ist schon öfters durch seine durchaus fundierten Haushaltsvorschläge aufgefallen. So nun auch Anfang dieser Woche wieder. Eine Grafik zum  Nachverfolgen seiner Gedankengänge vorneweg:
Er stellt also seinen Haushaltsplan, welcher über die nächsten knapp 40 Jahre berechnet ist, dem aktuellen Trendpfad laut der Haushaltsvorschläge von Obama gegenüber. Dadurch würde im Jahre 2080 (also in knapp 70 Jahren) die Staatsschuldenquote der USA knapp 900% betragen.
Diese Zahl lassen wir kurz einmal Sacken...
Soviel zu dem Thema, glaube keiner Statistik, die du selber nicht gefälscht hast (übrigens nicht das erste mal, dass Ryan sich Statistiken in dieser Weise schön rechnet).

Natürlich ist es total verständlich, dass die US-Regierung z.B. im Jahre 2040 bei einem Schuldenstand von 200%+ noch Kredite bekommen wird. Geht ja in Japan schließlich auch. Desweiteren wird das schwache Wirtschaftswachstum selbstverständlich auch in den folgenden Jahren anhalten, wodurch die Regierung weiter gezwungen sein wird in großem Stile Schulden zu machen. Und die Menschen werden ja schließlich auch immer Älter und brauchen dadurch mehr Unterstützung bei der Krankenversicherung und den Renten...

Wenn wir nun also der Logik von Herrn Ryan folgen, waren es letztes Jahr am 23.3. 10 Grad Celsius. Heute werden es 15 Grad. Daraus folgt, dass am 23.3.2012 20 Grad herrschen werden und es in 2080 so heiß sein wird, dass wir alle in der Hölle schmoren. Das werden Ketzer wie ich dann wohl laut seinem Weltbild sowieso. 

2080 ist ja auch ein schönes Jahr, welches er sich da ausgesucht hat. Passiert ja nicht mehr viel in den nächsten knapp 70 Jahren, was diesen Trend ändern könnte. Und wenn schon, wen interessierts. Denn:
In The Long Run We Are All Dead


PS: Noch etwas. Natürlich geht er in seinen Berechnungen von einer stark wachsenden Wirtschaft, aufgrund der Kürzung der Körperschaftssteuer, aus (ist natürlich das einzige Hinderniss, warum zur Zeit kaum Wachstum stattfindet). Heisst also, dass nur durch ein Herabsetzen der Körperschaftssteuer um 10% ein Boom ausgelöst werden kann! Warum machen wir es dann nicht alle???

PPS: Der Steuersatz soll von 35% auf 25% abgesenkt werden. Dabei sollen auch Steuerschlupflöcher gestopft werden. Schon heute zahlt in den USA kaum ein Unternehmen diese 35%, aufgrund diverser Sonderregelungen. Ich glaube nicht, dass sich also der effektive Steuersatz stark nach unten bewegen wird, vor allem weil er behauptet "but revenue remains steady under our budget". Bedeutet also, dass die Unternehmen ja nun doch keine Steuererleichterungen bekommen. Wo soll dann also der zusätzliche Wachstumsschub ggü. den Obama-Plänen herkommen?!? Nur durch die Kürzung der Krankenversicherung für ältere und behinderte Bürger (Medicare)? Oder nun doch durch einen exogenen-schöngerechneten-Wachstumsschub?

Sonntag, 18. März 2012

Wo bleibt die Welle?

Bei einem Tsunami ist es recht simpel. Die Erde beebt, das Wasser türmt sich auf, trifft auf die Küste, bildet eine gigantische Welle und überrollt das Land. So oder so ähnlich sehen einige Ökonomen, Journalisten und Politiker zur Zeit die Lage in der Eurozone. Durch Draghis "Bazooka" werde die Wirtschaft mit einer Flut von billigem Geld überhäuft, welche zur Blasenbildung und Inflation führt. Angstgespenste werden an die Wand gemalt, der Untergang der europäischen Wirtschaft wird orakelt und der Verlust vieler Sparmillionen und deutschen Vermögens wird prophezeit. Dabei sind diese Thesen wenig stichhaltig, kaum nachvollziehbar und selten fundiert.

Wollen wir einmal Licht ins Dunkle bringen. Die EZB hat also im Dezember 2011 und noch einmal Ende Februar die Märkte mit billigem Zentralbankgeld geflutet. Hauptanliegen dieses Unternehmens war es, die Kreditklemme in der Eurozone aufzubrechen. Dabei hat die EZB den Zentralbanken einen kurzfristigen Tender über drei Jahre zu einem Zins von lediglich einem Prozent gewährt. Die Banken griffen kräftig zu. So beschafften sich die europäischen Kreditinstitute beide Male jeweils um die 500 Milliarden Euro. Diese Tatsache ist allein schon Anstoß für nicht wenige, das Inflationsgespenst wieder einmal aus der Schublade zu hohlen. Dabei wird aber vergessen, dass wir uns immer noch in einer außergewöhnlichen wirtschaftlichen Phase befinden, in der die "normale" Arithmetik "Gelddrucken => Inflation" nicht gilt (hier). Das gedruckte Geld kommt kaum in der realen Wirtschaft an. Die Banken, welche nun mit frischem Zentralbankgeld versorgt wurden, verwenden dieses zur Bilanzbereinigung durch die höheren Kapitalanforderungen (1. durch Basel III und 2. durch den Abzug von Kapital aus den südeuropäischen Banken + Abschreibungen auf Staatsanleihen u.Ä.). Das heißt, dass das "gedruckte Geld" gar nicht in der Wirtschaft ankommt und somit kaum neue Blasen und Inflation auslösen kann. Desweiteren ist der Tender auf 3 Jahre begrenzt. Dadurch werden Banken dieses Geld kaum einsetzen, um die Wirtschaft mit langfristigen Krediten zu versorgen, welche erst die Auslöser für eine Blasenbildung wären. Im Anschluss an diese 3 Jahre wird das überschüssige Geld dann wohl wieder eingesammelt und die potentiellen Inflationswirkungen lösen sich wieder auf.

So auch Mark Schieritz vom Herdentrieb:
"4. Die Autoren argumentieren, dass viel Geld Spekulationsblasen erzeugt. Man kann wohl einen gewissen Zusammenhang zwischen einem exzessiven Anstieg der Kreditvergabe - und damit einem Aufblähen der breiten Geldmengenaggregate - und Preisanstiegen an den Vermögensmärkten feststellen. Aber wie die engen Aggregate alleine eine Blase auslösen soll, hat mir noch niemand überzeugend kausal nachweisen können. Irgendwann muss die Kreditmaschine angeworfen werden, sonst gibt es keine Blase."
Diese Argumentationslinie lässt sich anhand folgender Daten untermauern:

Die erste Grafik gibt die Geldmengenaggregate M1 (Bargeldumlauf plus Sichteinlagen der Nichtbanken) und M3 (M1 + Spareinlagen + Termineinlagen) an (bis Stand Januar 2012). Hier ist zu erkennen, dass diese seit 2011 mit Wachstumsraten um/unter 2% jährlich wachsen. HIerbei kann nun wirklich nicht von einer unkontrollierten Ausweitung der Geldmenge in der Eurozone gesprochen werden (das Wachstum liegt weit unter dem Trend des letzten Jahrzehnts). 
Die zweite Abbildung zeigt die Übernachteinlagen bei der EZB. Sie stehen bei derzeit über 750 Milliarden Euro. Wie schon im Dezember beschrieben, sind diese ein Anzeichen für die Unsicherheit und das Misstrauen auf dem Interbankenmarkt. Die Gelder werden lieber sicher bei der Zentralbank gelagert, als wie sonst üblich, zu höheren Zinsen anderen privaten Kreditinstituten zu leihen. Das geschaffene Geld wird also kaum zu einer Finanzierung privater Kredite verwendet. Dies lässt sich zum Beispiel auch an der privaten Kreditvergabe der Banken an Nichtbanken zeigen:




















Es wird in dieser Diskussion ja häufig behauptet, dass das geschaffene Geld eingesetzt wird um Rohstoff- oder Kreditblasen zu nähren. Jedoch sieht die Realität etwas anders aus. Die Kreditvergabe in der Euro-Zone (insbesondere auch in Deutschland) wächst kaum (siehe auch hier). Mitte der 2000er war ein reges Wachstum der Kreditvergabe im Euro-Raum zu verzeichnen. Dies lag hauptsächlich an dern Immobilienblasen in Spanien und Irland und der Konsumrally in den restlichen südeuropäischen Ländern. In Deutschland dagegen gab es kaum einen Anstieg des Kreditvolumens. Mit der Krise brach dieses Wachstum in der Eurozone ein und erhöht sich seitdem nur sehr langsam wieder. Von einem Durchsickern der losen Geldpolitik kann also keine Rede sein.

Jedoch sehen sich viele Kommentatoren in den schnell steigenden Immobilienpreisen in den Deutschen Metropolen (u.A. Berlin, Hamburg, München) in ihren Thesen bestärkt. Jedoch sind dies nur regionale Phänomene. Im Durchschnitt stagnieren die Immobilienpreise in Deutschland. Die Auslöser für die Preisrally in den Großstädten sehe ich nicht Vordergründig in der lockeren Geldpolitik der EZB.

3 Gründe sind für mich von wesentlich höherer Bedeutung:
1. Eine Unterbewertung der Immobilienpreise innerhalb des letzten Jahrzehnts. Deutschland war in den 2000ern für Anleger schlicht nicht "hip" genug. Die Immobilien an der spanischen Küste oder in Irland versprachen deutlich höhere Renditen als Altbauwohnungen in Berlin-Kreuzberg oder im Hamburger Kiez. Ein Teil der damaligen nicht-stattgefundenen Preissteigerungen werden nun nachgeholt (Matt Yglesias von slate.com hat dazu sehr gute Studien für den amerikanischen Immobilienmarkt (inkl. seinem Buch "The Rent Is Too Damn High" ) und auch einige Artikel über Berlin (z.B. hier)), in denen er beschreibt, warum es in den Großstädten zu einem starken Anstieg der Immobilienpreise in den letzten Jahren gekommen ist.
2. Werden diese Viertel jetzt zum Teil aufgehübscht bzw. erfreuen sich in der Künstler- und Intelektuellenszene wachsender Beliebtheit. Diese erhöhte Nachfrage treibt natürlich die Preise nach oben (wieder Matt Yglesias über Berlin).
3. Das zuströmende Kapital, welches aus den südeuropäischen Ländern abgezogen wird, sucht nun nach Anlagemöglichkeiten in Nordeuropa, und somit auch auf dem deutschen Immobilienmarkt. Deutsche Immobilien sind zzt. halt deutlich attraktiver als vergleichbare Geldanlagen in den kriselnden Staaten an der europäischen Peripherie. Deutschland ist aufgrund dieser Kapitalflucht mittlerweile zu einem Kapitalimporteur, trotz seines Leistungsbilanzüberschusses, geworden. Dieser Kapitalimport wird lediglich durch die Target2-Operationen der Zentralbank ausgeglichen:

(Quelle: hier)


Zusätzlich zu den oben genannten Punkten, sieht der Inflationsausblick der Bundesbank eine moderate Entwicklung der Preise von lediglich einem Anstieg von etwas über 2% (Daten der EZB für die Eurozone hier). Also alles andere als eine Überwälzung der Geldschwemme auf die reale Wirtschaft. Die Welle scheint also noch weit entfernt zu sein und somit keine direkte Bedrohung für das Festland. Deiche und Dämme müssen also noch nicht errichtet werden. Die weitaus dringenderen Probleme sind in einer Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der privaten Kreditwirtschaft und einem herausholen Europas aus der Rezession zu sehen.

Donnerstag, 2. Februar 2012

Vor der Ruhe kommt der Sturm

Es ist ja in letzter Zeit (relativ) leise geworden auf meinem Blog. Das liegt vor allem daran, dass ich zur Zeit in meinen Examensklausuren feststecke. Dadurch bleibt mir kaum Zeit neben dem Lernen noch die Zeitung zu lesen, geschweige denn mir über das aktuelle Geschehen groß Gedanken zu machen.

Jedoch scheint sich in Deutschland während meiner "Abwesenheit" kaum etwas geändert zu haben. Die bestehende Angst vor den Fluten der "Geldschwemme" durch die EZB scheint ungebrochen. Um diesen Ängsten Wind aus den Segeln zu nehmen haben sich Mark Schieritz vom Herdentrieb der Zeit und Henry Kaspar auf kantoos die Mühe gemacht, den (wie von mir auch schon angesprochenen) Inflationsängsten der Deutschen den Gar auszumachen.

Teilweise sehr detailiert und technisch (Kaspar) wird beschrieben, warum und wieso es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich durch die "Geldschwemme" der Europäischen Zentralbank Preisblasen oder eine fortschreitende Inflation entwickeln werden (zumindest in den nächsten Jahren nicht).

Nun meldet sich aber der ex-MdB Oswald Metzger über den Blog der INSM zu Wort. Dabei vergreift er sich nicht nur gehörig im Ton, sondern hat außer platten Phrasen, Anfeindungen, dem Hissen der Parteiflagge und ideologisch geprägtem Weltbild nichts konstruktives zu bieten. 

Er greift die Gruppe der Keynesianer an, dass sie ja gar nicht den Staatshaushalt während eines Konjunkturhochs sanieren wollen und ihren Defizitausgleich vergessen. Dabei sind es die weichen Knie der Politiker, die vor dem Druck der Öffentlichkeit während eines Booms reihenweise zusammen brechen und Steuergeschenke verteilen (siehe die FDP in 2010/2011, und die sind nun wirklich keine Keynesianer erster Güte). Bis auf den von mir hochgeschätzten Peer Steinbrück kommt mir kaum ein hochrangiger Politiker in den Sinn, der diesen Avancen widerstanden hat. Und er ist eher jemand, den man in Richtung keynesianischer Denkweise schieben kann. Es ist doch nicht die Schuld eines Theoriegebäudes, dass es in der Realität nicht ordentlich gebaut wird. Wenn es dann doch einmal von der Bevölkerung und vor allem den Politikern getragen wird, dann sieht man, wie erfolgreich deren Umsetzung sein kann. Man betrachte dazu das kleine Land Estland, die es schaffen, über den Konjunkturzyklus ihre Verschuldung nahe Null zu halten (ja, auch nach der aktuellen Krise, bei der sie keynesianisches deficit-spending betrieben haben, geht die Verschuldung wieder zurück!). 

Und noch eins, wer sitzt denn zur Zeit am Geldbeutel in Deutschland? Ist Schäuble nun ein Keynesianer, weil er die Staatsschuld in 2011 nicht zurück gefahren hat? Fragen Sie doch einmal Ihren Parteikollegen persönlich, Herr Metzger.

Auf der einen Seite stehen also die gut recherchierten und mit Quellen und Grafiken unterlegten Artikel der zwei genannten Ökonomen und auf der anderen Seite der populistische Text eines freien Journalisten und ehemaligen Bundestagsmitglieds. Und drei mal können Sie raten, wer in der öffentlichen Meinungsbildung mehr Einfluss ausübt...


Dies war also der kurze Zwischenruf eines "Vulgär-Keynesianers", der ihm unter den Nägeln brannte. Ab Mitte / Ende Februar wird es dann in gewohnt unregelmäßiger Form hier weiter gehen.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Es klemmt!

Nun also doch. Die EZB wirft Liquidität auf den Markt, wie kaum vorher gesehen. Knapp 500 Milliarden Euro liehen sich die europäischen Banken am Mittwoch früh von der Zentralbank. Und das zu einem gerade mal 1%igen Zins. Leichter kann man es den Banken nicht machen.

Was bedeutet das nun aber für die Kreditinstitute und die Eurozone? Erstens bekommen die Banken kurzfristige Liquidität, um ihre Refinanzierungen zu sichern. Damit soll eine drohende (bzw. schon vorhandene) Kreditklemme im Keim erstickt werden. Die Logik der EZB dahinter ist, dass sich somit die Banken wieder untereinander vertrauen und gegenseitig Geld leihen. Der Interbankenmarkt war in den letzten Wochen fast ausgetrocknet. Zweitens sollen somit die europäischen Krisenstaaten gestützt werden. Durch das besser funktionierende Bankensystem sollen (und werden) die Renditen auf europäische Staatsanleihen nach unten gedrückt werden. Dies scheint, auch dank der Ankündigung im Vorfeld, zu funktionieren (siehe Spanien hier und hier). Drittens haben die Bänker der Politik mal wieder Zeit verschafft. Nach den Beschlüssen von Brüssel am 08.12.2011 zur schrittweisen Einführung einer Fiskalunion, bleibt den Handelnden kaum Zeit diese auch umzusetzen und auf ein solides Grundgerüst zu stellen. Sparen alleine wird nicht reichen. Vor allem nicht, wenn man sich, wie im Falle der GIPS-Staaten, kaputt spart. 

Die langfristigen Effekte dieses Manövers der EZB gilt es aber im Auge zu behalten. Wird das Geld auch tatsächlich von der EZB wieder eingesammelt, sobald es den betreffenden Staaten wieder besser geht und sie sich alleine Refinanzieren können? Oder bekommen wir es dann mit einer Flut an Kapital zu tun, sobald sich die Zukunftsaussichten verbessern und somit auch die Renditeerwartungen wieder in die Höhe schnellen? Eine zweite große innereuropäische Kapitalwanderung wie im letzten Jahrzehnt wird die Eurozone nicht verkraften können. Es ist also darauf zu achten, dass die Liquidität alsbald vom Markt abgezogen wird, damit wir nicht wieder eine Blasenbildung auf den Finanz- und Immobilienmärkten erleben.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Ist Negativ eigentlich Positiv?

Gestern setzte die Ratingagentur Standard & Poors den Ausblick für 15 Euro Staaten auf Negativ. Begründet wurde der Vorgang mit den potenziellen Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise.

Soweit so gut. Oder auch nicht. Kaum lief diese Meldung über die Ticker, begann der typische europaweite Aufschrei, was die (In)Solvenz-Wächter aus dem fernen New York den europäischen Staaten antun würden. Wieder einmal wurde das drohende Verrücktspielen der Märkte aus dem Angstsäckel geholt. Unverantwortlich sei es, in solch schwierigen Zeiten auch noch die Staaten vor eine Herabstufung ihrer Ratings zu stellen. Als ob die Renditen auf deren Staatsanleihen nicht schon hoch genug wären. Die Ratingagenturen sollten doch bitte Nachsicht walten lassen und die Reformanstrengungen der Eurostaaten anerkennend in ihre Ratings einfliessen lassen.

Dies soll keine Sympathieerklärung für die Ratingagenturen sein, sondern soll nur die Verlogenheit und das zwiespältige Verhalten der Regierungen Europas vor Auge halten. Jahrelang haben es die Agenturen "versäumt" Anlagen risikogerecht zu bewerten. Kaum solventen Gläubigern wurden Bestnoten gegeben, solange die Bezahlung stimmte oder man nicht hinter die komplizierten Finanzprodukte blickte. Damals hat sich die Politik auch nicht aufgeregt. Ende dieses Bestnotenvergebens war bekanntlich die Finanzmarktkrise von 2008. Um diese Fehler nicht zu wiederholen, versuchen die Ratingagenturen nun ein realistischeres Bild der Bonitäten zu ermitteln. Darunter gehört es auch, den kriselnden Eurostaaten ihr Misstrauen offen zu verkünden. Die Art und Weise wie dies geschieht (siehe Frankreich vor einigen Wochen, oder auch nun wieder bei S&P) zeugt natürlich nicht von gutem Geschäftsgebaren. Jedoch sollten die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht die Augen vor der Erodierung ihrer eigenen Solvenz verschließen. Es sind nun einmal düstere Zeiten, auf die die Währungsunion zusteuert. Darauf sollte aufmerksam gemacht und entsprechend die Kreditwürdigkeiten angepasst werden. Und es ist ja nicht so, dass sich auf einmal die Renditen verdoppeln, nur weil S&P in das gleiche Horn bläst, aus dem die Finanzakteure schon seit Monaten ihre Krisenmusik vernehmen.

Samstag, 3. Dezember 2011

Placebos für die Banken

Ähnlich wie nach dem Lehman-Crash 2008 parken auch jetzt wieder die Banken ihre Einlagen über Nacht in großen Mengen bei der Zentralbank (siehe Grafik der Übernachtdepots unten). In normalen Zeiten ("vor Lehman") wurden die Gelder über Nacht kaum bei der Zentralbank eingelagert, da sie dort kaum Zinsen abwerfen. Zur Zeit jedoch vertrauen sich die Banken untereinander nicht, da die Unsicherheit viel zu hoch ist. Daher wird das Geld sicher bei der EZB gelagert.
 
Dies ist ein relativ großes Problem, da hierdurch der internationale Kapitalfluss ins Stocken gerät. Anstatt das Geld bei anderen Geschäftsbanken einzulagern, die damit ihre Verbindlichkeiten begleichen könnten, versauert das Geld in der Bilanz der EZB. Zudem sehen sich Unternehmen und Privatpersonen restriktiveren Kriterien bei der Kreditvergabe ausgesetzt, da die Unsicherheit in eine Rückzahlung gewährter Kredite größer wird. Dieses Problem schlägt sich somit auch auf die reale Wirtschaft durch.

Zu der sich ausweitenden Kreditklemme findet außerdem ein großer Abfluss an Kapital aus den GIPS-Staaten statt. Die Anleger parken ihr Geld lieber auf Konten in Deutschland, der Schweiz oder in Übersee. Dadurch verlieren die Banken in den südeuropäischen Ländern an Kapitalausstattung, die sie zur Zeit dringend benötigen würden. Desweiteren werden die sonst üblichen Übernachteinlagen (z.B. Staatsanleihen), die nun bei der EZB lagern, als Eigenkapitalpuffer nach den Basel-Regelungen benötigt. Da dieses Geld den Geschäftsbanken nun fehlt, müssen sie sich dieses an anderer Stelle besorgen. Somit können sie weniger risikoreiches Kapital in ihre Bilanz aufnehmen, da die Bilanzsummen drastisch gekürzt werden müssen. Durch diese Gründe bekommen Banken und Privatpersonen nicht mehr soviel frisches Kapital wie sie eigentlich dringend benötigten.

Trotz der gemeinsamen Aktion in den letzten Tagen einiger Zentralbanken, den Zugang zu günstigem Geld zu erleichtern, wird das wohl nur ein Strohfeuer bleiben. Das Vertrauen in die europäische Währung und die Krisenstaaten und deren Banken wird erst zurück kommen, wenn die Anleger sich sicher sein können, ihr Geld nicht zu verlieren. Dies kann nur geschehen, wenn Austritte aus der Währungsunion und dadurch ein allzu großer Verlust von Werten aus den Anlagen in den betreffenden Staaten ausgeschlossen werden kann. Dies könnte schnellstmöglich durch eine Garantie der Staatsschulden der Euro-Staaten geschehen und somit den Kapitalexodus aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zumindest verlangsamen. Bis es soweit ist, werden die Gelder weiterhin in Übernachteinlagen bei der EZB fließen und dem Bankensektor entzogen.

Dienstag, 29. November 2011

Bildungswüste 2011

Da veröffentlichte der Spiegel letzte Woche die Ergebnisse des Lernatlas 2011 der Bertelsmann Stiftung und alle waren geschockt, wie schlecht es doch um unser Bildungssystem aussieht. Wo ist denn die vielbeschworene Bildungsrepublik Deutschland auf einmal hin, von der die Kanzlerin seit geraumer Zeit verkündet?

Da gehen nun die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg als Sieger aus dem Vergleich hervor. Es ist doch aber nicht verwunderlich, dass gerade die reichen Bundesländer so gut abschneiden. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass das Bildungsniveau der Eltern und die finanziellen Mittel der Länder und Kommunen zum Lernerfolg der Schüler und Studenten beitragen, nun nicht gerade, jedoch wird sie von der aktuellen Studie mehr als nur untermauert.

Kinder und Jugendliche aus bildungsfremden Schichten werden es immer schwieriger haben, als Kinder aus Arzt- oder Professorenfamilien, eine adequate Unterstützung und Bildungschancen zu erhalten. Auf den hinteren Plätzen liegen also nicht ohne Grund das arbeitergeprägte Ruhrgebiet und die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland, die schon seit Jahren von einer Abwanderungswelle gut ausgebildeter Menschen heimgesucht werden. Keine großartig neuen Feststellungen also.

Jedoch tun die Bundesregierungen seit Jahren kaum etwas, um die Lage ernsthaft zu verbessern. Die Hochschuletats werden ständig weiter gekürzt (mittlerweile fallen ganze Vorlesungswochen aus Geldmangel aus) und staatliche Schulen werden reihenweise geschlossen, bis man feststellt, dass man jetzt auf einmal acht 5. Klassen und gar keine Lehrer für all die Kinder hat. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht, da ja die böse Eurokrise mehr als nur an die Türe klopft. Das probateste Mittel in diesen Zeiten heisst Investitionen und nicht prozyklische Ausgabenkürzung. Allein die letzte Woche beschlossenen 26 Milliarden Steuersenkungswünsche der FDP würden der Republik als zusätzliche Finanzspritze in die Bildung recht gut stehen. Nur wenn es in Deutschland geschafft wird, gut ausgebildete Fach- und Führungskräte in den nächsten Jahren hervorzubringen, kann es gelingen der Billigkonkurrenz aus China zu trotzen und zum Bildungsniveau der nordeuropäischen Länder aufzuschließen.


Ein Nachtrag noch: Steuerentlastungen gehen hauptsächlich entweder direkt in den Konsum (Spielzeug oder Elektronik aus Fernost für Weihnachten!?) oder werden gar nicht erst ausgegeben und landen auf den Konten. Bei einer Sparquote der Deutschen von über 11% sind diese Anreize also ziemlich wirkungslos. Jedoch würden bei staatlicher Investitionsförderung / Ausgabenpolitik in Zukunft renditen abgeschöpft werden können, die bei einmaligem Konsum nicht stattfinden würden. Somit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

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Wenn schon nicht die EZB als lender of last resort eingesetzt wird, warum übernimmt die Bundesrepublik nicht diese Aufgabe? Natürlich kann die Bundesrepublik nicht endlos Geld drucken oder endlos Geld durch neue Schulden aufnehmen, aber in einem gewissen Umfang könnte man sich doch Geld leihen und dieses dann an die GIPS-Staaten weiter verborgen.

Folgendes Szenario könnte ich mir vorstellen:
Die Bundesrepublik, mit ihrer immerhin noch guten Bonität, emmitiert am Anleihenmarkt neue Schuldverschreibungen. Für z.B. 5 jährige Anleihen bezahlt der Bund zZt. circa 1,3% Zinsen. Daraufhin leiht man das Geld zu einem niedrigeren als aktuell herrschenden Zinssatz an andere Staaten weiter. Wenn man nun also Italien die Anleihen für z.B. 4,3% weiter leiht, dann ist in mehrerer Hinsicht geholfen:

1. macht der Bund allein durch dieses Geschäft jährlich ein Zinsplus von 3%.
2. stützt man den z.B. italienischen Staat durch die niedrigeren Zinsen, die er zahlen muss und ermöglicht ihm die Refinanzierung seiner Staatsschulden auf einem moderaten Zinsniveau.
3. wäre die inverse Zinsstruktur, für vor allem italienische Anleihen, aufgehoben und die dadurch kurzfristig erkennbaren Befürchtungen eines Euro-Zusammenbruchs gebannt. In den letzten Tagen musste Italien sogar mehr als 7% für seine 5 jährigen Anleihen zahlen. Diese hohen Renditen zeigen an, dass die Märkte mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von einem Zusammenbruch des Euro innerhalb der nächsten Jahre ausgehen.
4. würden sich in 5 oder 10 Jahren, wenn die Rettungsaktionen erfolgreich waren, die Schulden ein Stück abgebaut worden sind und die Wirtschaft der betroffenen Staaten hoffentlich wieder floriert, sicherlich neue Käufer für die betreffenden Anleihen am Markt finden lassen, die jetzt aufgrund der herrschenden Unsicherheiten nicht zu finden sind. Dann könnte die Bundesregierung ihre eigenen Papiere auch wieder ablösen und ein sattes Zinsplus einfahren.

Die Risiken für diese Aktion würden sich in Grenzen halten. Die neu aufgenommenen deutschen Schulden würden vom Markt als nicht sehr risikobehaftet angesehen werden, da mit einer Rückzahlung zu rechnen ist, weil die Stützung und Refinanzierbarkeit der Staaten durch diese Aktion gewährleistet wäre. Selbst wenn die Finanzierungskosten für deutsche Staatsanleihen dadurch leicht ansteigen würden, wäre dies erstens durch die Mehreinnahmen aus oben beschriebenen Projekt abgefedert und zweitens sollten diese "geringen Beträge" ein lohnendes Opfer für eine gelungene Rettungsaktion mit anschließender Stabilität des Euros sein. Natürlich funktioniert so eine direkte Staatsfinanzierung nur, wenn diese Aktion mit einem unbedingten Willen der Rettung der angeschlagenen Staaten und der Eurozone einher gehen würde. Ein bloßes Lippenbekenntnis, wie es Frau Merkel letzte Woche abgegeben hat, wird die Märkte nicht überzeugen. Es braucht schon echte Taten, nicht nur leere Floskeln, um diese Krise zu bewältigen.