Donnerstag, 2. Februar 2012

Vor der Ruhe kommt der Sturm

Es ist ja in letzter Zeit (relativ) leise geworden auf meinem Blog. Das liegt vor allem daran, dass ich zur Zeit in meinen Examensklausuren feststecke. Dadurch bleibt mir kaum Zeit neben dem Lernen noch die Zeitung zu lesen, geschweige denn mir über das aktuelle Geschehen groß Gedanken zu machen.

Jedoch scheint sich in Deutschland während meiner "Abwesenheit" kaum etwas geändert zu haben. Die bestehende Angst vor den Fluten der "Geldschwemme" durch die EZB scheint ungebrochen. Um diesen Ängsten Wind aus den Segeln zu nehmen haben sich Mark Schieritz vom Herdentrieb der Zeit und Henry Kaspar auf kantoos die Mühe gemacht, den (wie von mir auch schon angesprochenen) Inflationsängsten der Deutschen den Gar auszumachen.

Teilweise sehr detailiert und technisch (Kaspar) wird beschrieben, warum und wieso es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich durch die "Geldschwemme" der Europäischen Zentralbank Preisblasen oder eine fortschreitende Inflation entwickeln werden (zumindest in den nächsten Jahren nicht).

Nun meldet sich aber der ex-MdB Oswald Metzger über den Blog der INSM zu Wort. Dabei vergreift er sich nicht nur gehörig im Ton, sondern hat außer platten Phrasen, Anfeindungen, dem Hissen der Parteiflagge und ideologisch geprägtem Weltbild nichts konstruktives zu bieten. 

Er greift die Gruppe der Keynesianer an, dass sie ja gar nicht den Staatshaushalt während eines Konjunkturhochs sanieren wollen und ihren Defizitausgleich vergessen. Dabei sind es die weichen Knie der Politiker, die vor dem Druck der Öffentlichkeit während eines Booms reihenweise zusammen brechen und Steuergeschenke verteilen (siehe die FDP in 2010/2011, und die sind nun wirklich keine Keynesianer erster Güte). Bis auf den von mir hochgeschätzten Peer Steinbrück kommt mir kaum ein hochrangiger Politiker in den Sinn, der diesen Avancen widerstanden hat. Und er ist eher jemand, den man in Richtung keynesianischer Denkweise schieben kann. Es ist doch nicht die Schuld eines Theoriegebäudes, dass es in der Realität nicht ordentlich gebaut wird. Wenn es dann doch einmal von der Bevölkerung und vor allem den Politikern getragen wird, dann sieht man, wie erfolgreich deren Umsetzung sein kann. Man betrachte dazu das kleine Land Estland, die es schaffen, über den Konjunkturzyklus ihre Verschuldung nahe Null zu halten (ja, auch nach der aktuellen Krise, bei der sie keynesianisches deficit-spending betrieben haben, geht die Verschuldung wieder zurück!). 

Und noch eins, wer sitzt denn zur Zeit am Geldbeutel in Deutschland? Ist Schäuble nun ein Keynesianer, weil er die Staatsschuld in 2011 nicht zurück gefahren hat? Fragen Sie doch einmal Ihren Parteikollegen persönlich, Herr Metzger.

Auf der einen Seite stehen also die gut recherchierten und mit Quellen und Grafiken unterlegten Artikel der zwei genannten Ökonomen und auf der anderen Seite der populistische Text eines freien Journalisten und ehemaligen Bundestagsmitglieds. Und drei mal können Sie raten, wer in der öffentlichen Meinungsbildung mehr Einfluss ausübt...


Dies war also der kurze Zwischenruf eines "Vulgär-Keynesianers", der ihm unter den Nägeln brannte. Ab Mitte / Ende Februar wird es dann in gewohnt unregelmäßiger Form hier weiter gehen.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Es klemmt!

Nun also doch. Die EZB wirft Liquidität auf den Markt, wie kaum vorher gesehen. Knapp 500 Milliarden Euro liehen sich die europäischen Banken am Mittwoch früh von der Zentralbank. Und das zu einem gerade mal 1%igen Zins. Leichter kann man es den Banken nicht machen.

Was bedeutet das nun aber für die Kreditinstitute und die Eurozone? Erstens bekommen die Banken kurzfristige Liquidität, um ihre Refinanzierungen zu sichern. Damit soll eine drohende (bzw. schon vorhandene) Kreditklemme im Keim erstickt werden. Die Logik der EZB dahinter ist, dass sich somit die Banken wieder untereinander vertrauen und gegenseitig Geld leihen. Der Interbankenmarkt war in den letzten Wochen fast ausgetrocknet. Zweitens sollen somit die europäischen Krisenstaaten gestützt werden. Durch das besser funktionierende Bankensystem sollen (und werden) die Renditen auf europäische Staatsanleihen nach unten gedrückt werden. Dies scheint, auch dank der Ankündigung im Vorfeld, zu funktionieren (siehe Spanien hier und hier). Drittens haben die Bänker der Politik mal wieder Zeit verschafft. Nach den Beschlüssen von Brüssel am 08.12.2011 zur schrittweisen Einführung einer Fiskalunion, bleibt den Handelnden kaum Zeit diese auch umzusetzen und auf ein solides Grundgerüst zu stellen. Sparen alleine wird nicht reichen. Vor allem nicht, wenn man sich, wie im Falle der GIPS-Staaten, kaputt spart. 

Die langfristigen Effekte dieses Manövers der EZB gilt es aber im Auge zu behalten. Wird das Geld auch tatsächlich von der EZB wieder eingesammelt, sobald es den betreffenden Staaten wieder besser geht und sie sich alleine Refinanzieren können? Oder bekommen wir es dann mit einer Flut an Kapital zu tun, sobald sich die Zukunftsaussichten verbessern und somit auch die Renditeerwartungen wieder in die Höhe schnellen? Eine zweite große innereuropäische Kapitalwanderung wie im letzten Jahrzehnt wird die Eurozone nicht verkraften können. Es ist also darauf zu achten, dass die Liquidität alsbald vom Markt abgezogen wird, damit wir nicht wieder eine Blasenbildung auf den Finanz- und Immobilienmärkten erleben.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Ist Negativ eigentlich Positiv?

Gestern setzte die Ratingagentur Standard & Poors den Ausblick für 15 Euro Staaten auf Negativ. Begründet wurde der Vorgang mit den potenziellen Risiken aus der europäischen Staatsschuldenkrise.

Soweit so gut. Oder auch nicht. Kaum lief diese Meldung über die Ticker, begann der typische europaweite Aufschrei, was die (In)Solvenz-Wächter aus dem fernen New York den europäischen Staaten antun würden. Wieder einmal wurde das drohende Verrücktspielen der Märkte aus dem Angstsäckel geholt. Unverantwortlich sei es, in solch schwierigen Zeiten auch noch die Staaten vor eine Herabstufung ihrer Ratings zu stellen. Als ob die Renditen auf deren Staatsanleihen nicht schon hoch genug wären. Die Ratingagenturen sollten doch bitte Nachsicht walten lassen und die Reformanstrengungen der Eurostaaten anerkennend in ihre Ratings einfliessen lassen.

Dies soll keine Sympathieerklärung für die Ratingagenturen sein, sondern soll nur die Verlogenheit und das zwiespältige Verhalten der Regierungen Europas vor Auge halten. Jahrelang haben es die Agenturen "versäumt" Anlagen risikogerecht zu bewerten. Kaum solventen Gläubigern wurden Bestnoten gegeben, solange die Bezahlung stimmte oder man nicht hinter die komplizierten Finanzprodukte blickte. Damals hat sich die Politik auch nicht aufgeregt. Ende dieses Bestnotenvergebens war bekanntlich die Finanzmarktkrise von 2008. Um diese Fehler nicht zu wiederholen, versuchen die Ratingagenturen nun ein realistischeres Bild der Bonitäten zu ermitteln. Darunter gehört es auch, den kriselnden Eurostaaten ihr Misstrauen offen zu verkünden. Die Art und Weise wie dies geschieht (siehe Frankreich vor einigen Wochen, oder auch nun wieder bei S&P) zeugt natürlich nicht von gutem Geschäftsgebaren. Jedoch sollten die europäischen Staats- und Regierungschefs nicht die Augen vor der Erodierung ihrer eigenen Solvenz verschließen. Es sind nun einmal düstere Zeiten, auf die die Währungsunion zusteuert. Darauf sollte aufmerksam gemacht und entsprechend die Kreditwürdigkeiten angepasst werden. Und es ist ja nicht so, dass sich auf einmal die Renditen verdoppeln, nur weil S&P in das gleiche Horn bläst, aus dem die Finanzakteure schon seit Monaten ihre Krisenmusik vernehmen.

Samstag, 3. Dezember 2011

Placebos für die Banken

Ähnlich wie nach dem Lehman-Crash 2008 parken auch jetzt wieder die Banken ihre Einlagen über Nacht in großen Mengen bei der Zentralbank (siehe Grafik der Übernachtdepots unten). In normalen Zeiten ("vor Lehman") wurden die Gelder über Nacht kaum bei der Zentralbank eingelagert, da sie dort kaum Zinsen abwerfen. Zur Zeit jedoch vertrauen sich die Banken untereinander nicht, da die Unsicherheit viel zu hoch ist. Daher wird das Geld sicher bei der EZB gelagert.
 
Dies ist ein relativ großes Problem, da hierdurch der internationale Kapitalfluss ins Stocken gerät. Anstatt das Geld bei anderen Geschäftsbanken einzulagern, die damit ihre Verbindlichkeiten begleichen könnten, versauert das Geld in der Bilanz der EZB. Zudem sehen sich Unternehmen und Privatpersonen restriktiveren Kriterien bei der Kreditvergabe ausgesetzt, da die Unsicherheit in eine Rückzahlung gewährter Kredite größer wird. Dieses Problem schlägt sich somit auch auf die reale Wirtschaft durch.

Zu der sich ausweitenden Kreditklemme findet außerdem ein großer Abfluss an Kapital aus den GIPS-Staaten statt. Die Anleger parken ihr Geld lieber auf Konten in Deutschland, der Schweiz oder in Übersee. Dadurch verlieren die Banken in den südeuropäischen Ländern an Kapitalausstattung, die sie zur Zeit dringend benötigen würden. Desweiteren werden die sonst üblichen Übernachteinlagen (z.B. Staatsanleihen), die nun bei der EZB lagern, als Eigenkapitalpuffer nach den Basel-Regelungen benötigt. Da dieses Geld den Geschäftsbanken nun fehlt, müssen sie sich dieses an anderer Stelle besorgen. Somit können sie weniger risikoreiches Kapital in ihre Bilanz aufnehmen, da die Bilanzsummen drastisch gekürzt werden müssen. Durch diese Gründe bekommen Banken und Privatpersonen nicht mehr soviel frisches Kapital wie sie eigentlich dringend benötigten.

Trotz der gemeinsamen Aktion in den letzten Tagen einiger Zentralbanken, den Zugang zu günstigem Geld zu erleichtern, wird das wohl nur ein Strohfeuer bleiben. Das Vertrauen in die europäische Währung und die Krisenstaaten und deren Banken wird erst zurück kommen, wenn die Anleger sich sicher sein können, ihr Geld nicht zu verlieren. Dies kann nur geschehen, wenn Austritte aus der Währungsunion und dadurch ein allzu großer Verlust von Werten aus den Anlagen in den betreffenden Staaten ausgeschlossen werden kann. Dies könnte schnellstmöglich durch eine Garantie der Staatsschulden der Euro-Staaten geschehen und somit den Kapitalexodus aus Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zumindest verlangsamen. Bis es soweit ist, werden die Gelder weiterhin in Übernachteinlagen bei der EZB fließen und dem Bankensektor entzogen.

Dienstag, 29. November 2011

Bildungswüste 2011

Da veröffentlichte der Spiegel letzte Woche die Ergebnisse des Lernatlas 2011 der Bertelsmann Stiftung und alle waren geschockt, wie schlecht es doch um unser Bildungssystem aussieht. Wo ist denn die vielbeschworene Bildungsrepublik Deutschland auf einmal hin, von der die Kanzlerin seit geraumer Zeit verkündet?

Da gehen nun die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg als Sieger aus dem Vergleich hervor. Es ist doch aber nicht verwunderlich, dass gerade die reichen Bundesländer so gut abschneiden. Ganz neu ist die Erkenntnis, dass das Bildungsniveau der Eltern und die finanziellen Mittel der Länder und Kommunen zum Lernerfolg der Schüler und Studenten beitragen, nun nicht gerade, jedoch wird sie von der aktuellen Studie mehr als nur untermauert.

Kinder und Jugendliche aus bildungsfremden Schichten werden es immer schwieriger haben, als Kinder aus Arzt- oder Professorenfamilien, eine adequate Unterstützung und Bildungschancen zu erhalten. Auf den hinteren Plätzen liegen also nicht ohne Grund das arbeitergeprägte Ruhrgebiet und die ländlichen Gebiete in Ostdeutschland, die schon seit Jahren von einer Abwanderungswelle gut ausgebildeter Menschen heimgesucht werden. Keine großartig neuen Feststellungen also.

Jedoch tun die Bundesregierungen seit Jahren kaum etwas, um die Lage ernsthaft zu verbessern. Die Hochschuletats werden ständig weiter gekürzt (mittlerweile fallen ganze Vorlesungswochen aus Geldmangel aus) und staatliche Schulen werden reihenweise geschlossen, bis man feststellt, dass man jetzt auf einmal acht 5. Klassen und gar keine Lehrer für all die Kinder hat. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht, da ja die böse Eurokrise mehr als nur an die Türe klopft. Das probateste Mittel in diesen Zeiten heisst Investitionen und nicht prozyklische Ausgabenkürzung. Allein die letzte Woche beschlossenen 26 Milliarden Steuersenkungswünsche der FDP würden der Republik als zusätzliche Finanzspritze in die Bildung recht gut stehen. Nur wenn es in Deutschland geschafft wird, gut ausgebildete Fach- und Führungskräte in den nächsten Jahren hervorzubringen, kann es gelingen der Billigkonkurrenz aus China zu trotzen und zum Bildungsniveau der nordeuropäischen Länder aufzuschließen.


Ein Nachtrag noch: Steuerentlastungen gehen hauptsächlich entweder direkt in den Konsum (Spielzeug oder Elektronik aus Fernost für Weihnachten!?) oder werden gar nicht erst ausgegeben und landen auf den Konten. Bei einer Sparquote der Deutschen von über 11% sind diese Anreize also ziemlich wirkungslos. Jedoch würden bei staatlicher Investitionsförderung / Ausgabenpolitik in Zukunft renditen abgeschöpft werden können, die bei einmaligem Konsum nicht stattfinden würden. Somit wären gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

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Wenn schon nicht die EZB als lender of last resort eingesetzt wird, warum übernimmt die Bundesrepublik nicht diese Aufgabe? Natürlich kann die Bundesrepublik nicht endlos Geld drucken oder endlos Geld durch neue Schulden aufnehmen, aber in einem gewissen Umfang könnte man sich doch Geld leihen und dieses dann an die GIPS-Staaten weiter verborgen.

Folgendes Szenario könnte ich mir vorstellen:
Die Bundesrepublik, mit ihrer immerhin noch guten Bonität, emmitiert am Anleihenmarkt neue Schuldverschreibungen. Für z.B. 5 jährige Anleihen bezahlt der Bund zZt. circa 1,3% Zinsen. Daraufhin leiht man das Geld zu einem niedrigeren als aktuell herrschenden Zinssatz an andere Staaten weiter. Wenn man nun also Italien die Anleihen für z.B. 4,3% weiter leiht, dann ist in mehrerer Hinsicht geholfen:

1. macht der Bund allein durch dieses Geschäft jährlich ein Zinsplus von 3%.
2. stützt man den z.B. italienischen Staat durch die niedrigeren Zinsen, die er zahlen muss und ermöglicht ihm die Refinanzierung seiner Staatsschulden auf einem moderaten Zinsniveau.
3. wäre die inverse Zinsstruktur, für vor allem italienische Anleihen, aufgehoben und die dadurch kurzfristig erkennbaren Befürchtungen eines Euro-Zusammenbruchs gebannt. In den letzten Tagen musste Italien sogar mehr als 7% für seine 5 jährigen Anleihen zahlen. Diese hohen Renditen zeigen an, dass die Märkte mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von einem Zusammenbruch des Euro innerhalb der nächsten Jahre ausgehen.
4. würden sich in 5 oder 10 Jahren, wenn die Rettungsaktionen erfolgreich waren, die Schulden ein Stück abgebaut worden sind und die Wirtschaft der betroffenen Staaten hoffentlich wieder floriert, sicherlich neue Käufer für die betreffenden Anleihen am Markt finden lassen, die jetzt aufgrund der herrschenden Unsicherheiten nicht zu finden sind. Dann könnte die Bundesregierung ihre eigenen Papiere auch wieder ablösen und ein sattes Zinsplus einfahren.

Die Risiken für diese Aktion würden sich in Grenzen halten. Die neu aufgenommenen deutschen Schulden würden vom Markt als nicht sehr risikobehaftet angesehen werden, da mit einer Rückzahlung zu rechnen ist, weil die Stützung und Refinanzierbarkeit der Staaten durch diese Aktion gewährleistet wäre. Selbst wenn die Finanzierungskosten für deutsche Staatsanleihen dadurch leicht ansteigen würden, wäre dies erstens durch die Mehreinnahmen aus oben beschriebenen Projekt abgefedert und zweitens sollten diese "geringen Beträge" ein lohnendes Opfer für eine gelungene Rettungsaktion mit anschließender Stabilität des Euros sein. Natürlich funktioniert so eine direkte Staatsfinanzierung nur, wenn diese Aktion mit einem unbedingten Willen der Rettung der angeschlagenen Staaten und der Eurozone einher gehen würde. Ein bloßes Lippenbekenntnis, wie es Frau Merkel letzte Woche abgegeben hat, wird die Märkte nicht überzeugen. Es braucht schon echte Taten, nicht nur leere Floskeln, um diese Krise zu bewältigen.

Montag, 28. November 2011

Geldsorgen?

Aus der FTD:
     “Der Augsburger Druckmaschinenhersteller (Manroland) braucht dringend Geld, um Lieferanten
    bei der Stange zu halten. Unter immensem Zeitdruck verhandelt Insolvenzverwalter Schneider
    über einen Notkredit.“ 

Sie können mit ihren Druckmaschinen doch selber Geld drucken, wenn sie doch welches brauchen. Oder wahlweise auch die EZB...

Burkina Faso, nicht Simbabwe

Ich muss mich an dieser Stelle nun einmal selber berichtigen und entschuldigen.

Vor einigen Tagen nahm ich fälschlicherweise an, dass die EZB mit der Zentralbank Simbabwes zu vergleichen sei. Dies wurde mir aber gestern im Presseclub, der unter dem Thema "Rettungsschirm gescheitert? Europa auf dem Weg zur Schuldenunion" stand, widerlegt. Es hätte nicht Simbabwe, sondern Burkina Faso heissen müssen, so jedenfalls Dorothea Siems von der Welt Wirtschaftsredaktion in Minute 32 der Sendung. Nach kurzer Recherche ist mir aufgefallen, dass die Zentralbank von Burkina Faso gar kein Geld drucken kann, sie existiert nämlich garnicht. Das westafrikanische Land gehört einem Währungszusammenschluss an, der unter dem Schirm der "Zentralbank der Westafrikanischen Staaten" steht. Desweiteren liegt die Inflation in Burkina Faso laut IMF zw. 1 und 4 Prozent in den letzten Jahren und ist 2010 sogar negativ gewesen (abgesehen von 10% in 2008, wo es eine einmalige Rohstoff- und Nahrungsmittelpreisexplosion gab, die sich wahrscheinlich stark auf das allgemeine Preisniveau ausgewirkt hat).

Mir ist ja klar, dass in solche Talkrunden Personen mit unterschiedlichen Ansichten, in dem Falle "Hyperinflationisten" ggü. "Deflationswarnern", eingeladen werden, um die Diskussion am Laufen zu halten. Jedoch sollte schon darauf geachtet werden, dass diese Gäste ihre Thesen auch untermauern können und nicht wahllos Beispiele und Begründungen aus der Luft greifen. Hyperinflation durch Gelddrucken sieht also anders aus, als das was Burkina Faso macht. Das nächste mal bitte besser Recherchieren, auch wenn es nur ein wahllos herausgegriffenes Beispiel war.

Nun zur Eurozone:
Diese Grafik zeigt die Veränderung der Geldmenge M3 der EZB im Vergleich zum Vorjahr an. Die hohen Werte am linken Ende zeigen die Geldmengenerweiterungen aufgrund der Stützung der Banken in den Krisenjahren 2007 / 2008 an. Damals hätte es einen Aufschrei geben müssen, dass die EZB ja unermesslich viel Geld druckt und es zu einer gallopierenden Inflation kommen müsste. Beides kam aber nicht. Die Portfolios der Banken mussten erstmal bereinigt und gestützt werden. Dadurch kam das Geld während der Zeit der "Kreditklemme" gar nicht im Kreislauf an. 
Geldmengenwachstum M1 in 2007 bei ca. 3% und 2008 bei knapp über 0%!:
Seit 2009 erhöht sich die Geldmenge M3 der EZB kaum noch! Trotz der Aufkäufe von Staatsanleihen aus den Pleitestaaten und Stützungsmaßnahmen aus dem Target2-System haben wir keine merkliche Geldmengenerweiterung, da die EZB das Geld an anderer Stelle wieder aus dem Kreislauf zieht. 

Warum sollte sich also der Kurs der EZB, durch eine Garantie und einen Aufkauf von Staatsanleihen in einem etwas größerem Umfang als zur Zeit, ändern und dieses frisch gedruckte Geld nicht wieder aus dem Markt genommen werden??? Um noch einmal Mario Draghi zu zitieren:
    "Credibility implies that our monetary policy is successful in anchoring inflation expectations 
    over the medium and longer term. This is the major contribution we can make in support of   
    sustainable growth, employment creation and financial stability. And we are making this  
    contribution in full independence. Gaining credibility is a long and laborious process. 
    Maintaining it is a permanent challenge. But losing credibility can happen quickly 
    – and history shows that regaining it has huge economic and social costs." 

Ich sehe den Kursschwenk hin zu einem ausuferndem Gelddrucken und einer folgenden Inflation nicht. Aber vielleicht bin ich ja auch nur blind und habe die Zentralbank von Burkina Faso in Frankfurt schlicht und einfach übersehen.

Freitag, 18. November 2011

Ubeki-beki-beki


Ist ja nicht so, dass Usbekistan recht nah an Afganistan grenzt und als Nachschubkorridor für die Truppen der USA genutzt wird. Aber ansonsten ist es wirklich irrelevant...

Und GM Uzbekistan sichert bestimmt auch keine amerikanischen Jobs...

Man muss ja nun nicht jedes Staatsoberhaupt der Welt kennen, man sollte aber als Präsidentschaftsbewerber schon wissen, welche Länder für die amerikanische Außenpolitik von größerer Bedeutung sind.

Mit dem Gartenschlauch vor der brennenden Scheune

Aus der FTD: 
"Die Zentralbank jedenfalls bleibt in dem Konflikt hart. Sie legt vorab eine Höchstgrenze für ihre 
Anleihekäufe fest. Alle zwei Wochen verständige sich der EZB-Rat auf ein Limit für die wöchentlichen Ankäufe, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Freitag. In dem Gremium wachse inzwischen die Skepsis gegenüber dem Programm, mit dem die EZB die Euro-Schuldenkrise einzudämmen versucht. Diese wachsenden Zweifel hätten dazu geführt, dass die Obergrenze auf 20 Mrd. Euro herabgesetzt worden sei. Über eine weitere Absenkung werde verhandelt. Draghi: "Glaubwürdigkeit kann man schnell verlieren - und die Geschichte zeigt, dass ihre Wiederherstellung hohe wirtschaftliche und soziale Kosten verursacht."" 

20 Mrd. €? Wen will man damit beeindrucken? Damit bekommt man die italienischen Renditen vielleicht für drei Tage unter 7 Prozent und am vierten sind sie schon wieder drüber. Da kann man sich die 20 Mrd. auch gleich sparen.
Glaubwürdigkeit bei anderen Zentralbanken ging nur verloren, wenn über LANGE Zeit und OHNE Sicht auf ein ENDE des Gelddruckens gehandelt wurde. In den 20er Jahren wurden darüber hinaus ständig neue Schulden mit ständig neuem Geld finanziert und nicht wie heute für Schulden die vorhanden sind und nicht refinanziert werden können. Wenn die Aktionen jetzt nur vorübergehender Natur sind und das überschüssige Geld im Nachhinein wieder sterilisiert wird, verliert die EZB nicht ihr Gesicht. Das einzige was sie mit der aktuellen Politik verlieren kann ist ihre Legitimation. Nämlich dann, wenn die Eurozone auseinanderbricht und die EZB überflüssig wird.