Donnerstag, 17. November 2011

Worte sagen mehr als Taten

Seit Monaten bietet sich das gleiche Bild im europäischen Rettungseinsatz. Die Zinsen auf Staatsanleihen der europäischen Krisenstaaten erreichen einen neuen Höchststand, die Regierungsvertreter der anderen Eurostaaten mahnen zu drastischerem Sparen, die EZB springt mit ein paar Milliardenchen ein, um kurzfristig die Renditen herunter zu fahren und die Rettungsschirme werden immer weiter aufgespannt, nur um den gleichen Kreislauf in immer kürzer werdenden Abständen zu wiederholen.

Dabei wäre eine einfache Lösung direkt zur Hand. Die Schweizer haben es vorgemacht, die Amerikaner machen es zum Teil schon länger und die Japaner seit 20 Jahren. Sie geben verbindliche Ziele aus und alleine die Erwartung darauf, dass dieses Bekenntnis auch eingehalten wird, lässt die Märkte aufhorchen und sich beruhigen. Nehmen wir das Beispiel Schweiz einmal genauer unter die Lupe:

Die Schweiz hatte in diesem Frühjahr / Sommer mit einer drastischen Währungsaufwertung zu kämpfen. Der Kurs des Schweizer Franken stieg innerhalb von wenigen Monaten von 1,30 €/CHF auf fast 1 €/CHF:
Um diesen Trend aufzuhalten, gab die Schweizer Nationalbank im September ein Bekenntnis zur Bindung des Franken an den Euro ab. Sie erklärte, den Kurs des Franken auf über 1,20 €/CHF halten zu wollen und diesen mit aller Macht zu verteidigen. Musste sie vorher noch täglich mehrere hundert Millionen Franken ausgeben, um ausländische Devisen aufzukaufen, damit der Kurs stabil bleibt, reichen jetzt wenige Millionen aus. Was ist geschehen? Die Spekulanten, die im Frühjahr auf einen weiteren Kursverfall setzten, sehen sich jetzt dem unbedingten Willen der Zentralbank gegenüber, ihr Versprechen auch einzuhalten. In Voraussicht, dass die Zentralbank ihr Versprechen wahr macht, lohnt es sich nicht mehr gegen den Franken zu spekulieren, da ein weiterer Kursanstieg so gut wie ausgeschlossen ist. Man legt sich halt nicht mit einem Gegner an, der unbegrenzte Feuerkraft (Gelddrucken) besitzt und einen starken Willen hat diese auch abzufeuern.

Das gleiche sollte heute auch die EZB machen, indem sie den Spekulanten erklärt, "wir verteidigen die Länder der Eurozone, komme was wolle. (Zur Not können wir ja einfach Geld drucken.)". Anstatt jedes mal nur das Feuer kurz zu ersticken, könnten sie mit einer simplen Ankündigung den ganzen Brand löschen. Es würde folgendermaßen funktionieren: Die EZB gibt ein Ziel für die Renditen der Staatsanleihen aus, über das sie diese nicht kommen lassen wird (sagen wir 4 oder 5%). Diese "Drohung" müsste aber mit Nachdruck ausgesprochen werden und von allen Staaten (Hallo Frau Merkel?) und Zentralbanken (Hallo Herr Weidmann?) unterstützt werden. Am Anfang würden natürlich einige Akteure gegen dieses Vorhaben spekulieren, sobald aber gleich zu Beginn erkenntlich ist, dass es die EZB diesmal ernst meint, würden sich die Spekulanten schnell verziehen. Somit hätte man den Krisenstaaten eine Verschnaufpause verschafft, die nicht mehr kosten würde, als ohne diese Zielvorgabe alle paar Wochen (mittlerweile Tage) neue Aufkäufe zu unternehmen.

2 Kommentare:

  1. problem ist nur das der euro im wert ja stabil ist trotz der krise. in der schweiz gingen die wetten vor allem gegen die währung. die verteidigung griechenlandes mit der notenpresse der ezb könnte dem euro im wert ehr schaden und damit auch den starken volkswirtschaften der eu. deshalb zieren sich merkel und sarkozy dagegen. wobei wir wieder bei de frage wären griechenland retten, aber die starken nationen sehr stark belasten, das diese ins wanken geraten? oder die starke wirtschaften schützen, aber damit die währungsunion gefährden...wahl zwischen pest und cholera

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  2. Keine Pest, wenn dann nur Cholera. Ob es nun um die Währung, ein Inflationsziel, ein Wachstumsziel oder eine Garantie für Schulden geht ist dabei unerheblich. Es geht einzig und allein darum, dass die Zentralbank ein Ziel ausspricht und dieses mit aller Macht versucht zu erreichen. Selbst die größten Hedgefonds haben keine so große Feuerkraft wie eine Zentralbank. Dreimal kannst du raten, wem zu erst die Puste ausgehen würde. Daher legt sich in so einem Fall keiner mit der Notenbank an. Durch das Bekenntnis der EZB würden die Notenpressen somit nicht mehr angeschmissen als zut Zeit. Ganz im Gegenteil. Bei einer erfolgreichen Maßnahme würde die EZB weniger Geld aufwenden als bisher, die Rettungsschirme müssten nicht genutzt werden und die Staaten könnten sich einigermaßen günstig refinanzieren.

    Der Wert des Euro ist zzt. nur so hoch, da es anderen Ländern (v.a. denen mit Leitwährungen) nicht besser geht. Die Amis rennen von einer Regierungskrise zur nächsten Rezessionsgefahr, Japan kommt seit Jahren nicht aus seinem Sumpf heraus, die Chinesen haben ihre Währung noch nicht frei konvertierbar gemacht und das war es dann auch fast schon mit den weltweiten Reservewährungen. Und ich sehe kaum ein Argument, warum ein etwas schwächerer Euro denn so schlecht sein sollte für uns?!

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