Mittwoch, 16. November 2011

Billiger oder Besser oder Beides 2

Dies ist v.a. eine Antwort auf den Eintrag von butsche zu meinem Griechenland Post:

Griechenland ist nicht Argentinien. Argentinien hat damals nur seine Dollarbindung aufgegeben und musste nicht aus einer Währungsunion raus und eine neue Währung schaffen. Nach der Erklärung der Pleite wurden alle Konten eingefroren und die Dollarguthaben in Pesos umgeschrieben. Das ging aber nur, da die Schulden im Ausland saßen und einfach gesagt wurde: Pech gehabt, ihr bekommt jetzt nur noch 25%. Griechenland hat aber seine Schulden v.a. im Inland (und nun bei der EZB). Somit würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden. Inländische Banken würden reihenweise umfallen, private Anleger ihr Erspartes und Unternehmen ihre Rücklagen verlieren. Desweiteren waren die ersten Jahre in Argentinien beiweitem kein Zuckerschlecken. Grundnahrungsmittel wurden zu Luxusgütern, die Menschen verloren ihre Spareinlagen und der Großteil der Bevölkerung rutschte unter die Armutsgrenze. Das gleiche würde wohl auch Griechenland bevorstehen. Die Kapitalflucht würde in einer Antizipation eines Austritts aus der Währungsunion ungeahnte Dimensionen annehmen, was die Banken nur noch eher in die Knie zwingen.

Wenn Griechenland jetzt aus der Union aussteigt, wird angenommen, dass das ja auch bald Spanien, Italien, Portugal oder Irland machen könnten, was deren Zinsen drastisch erhöhen würde. Dadurch wären sie wohl alsbald wirklich gezwungen den griechischen Weg zu gehen. Eine sich selbst erfüllende Prophezeihung. Ein Ausstieg darf und kann also keine Option sein.

Klar wäre danach die griechische Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger. Aber welche Produkte sollen denn auf einmal exportiert werden? Sicher wäre es, wie ich in meinem Artikel gesagt habe, leichter Feta, Olivenöl und anderes auszuführen, aber bei einer Exportquote von 8% und einer Industrieproduktion von 18% gibt es nicht viel, was es zu exportieren gibt.

Daher gibt es nur eine wirkliche Option: Staatsbankrott mit einer Garantie für die Restschulden, bzw. einem Aufkauf der Schulden laut aktuellem Marktwert durch die EZB (die in den Bankbilanzen schon längst auf diesen Wert abgeschrieben sind und somit kaum noch ein Risiko bürgen, sofern sie nicht komplett ausfallen, was bei einem Austritt aus der Währungsunion aber wahrscheinlich werden würde) und einem Marshallplan für die Wirtschaft. Das dauert aber seine Zeit und wird nicht von jetzt auf gleich passieren.

Noch eins: bei einer Abwertung würden ja auch gleich die Importe teurer werden. Und auf Öl aus dem nahen Osten und Maschinen aus Deutschland ist das Land angewiesen, da es diese Produkte nicht selber herstellen kann. Dadurch würde ein Einbruch der Wirtschaft noch stärker ausfallen.

Ein letztes: Merkel und Sarkozy kämpfen mitlerweile an der falschen Front. Sie sind weiterhin an der Stützung ihrer eigenen Banken interessiert, die aber längst den Großteil abgeschrieben haben und kaum noch ein Risiko darstellen. Sie sollten sich lieber darauf konzentrieren nicht gegen eine Transferunion zu arbeiten, in der wir uns längst befinden, sondern den größtmöglichen Schaden für die GANZE Union abzuwenden.

1 Kommentar:

  1. Ich behaupte ja nicht das es für Griechenland einfach wäre aus der EU auszutreten und den Staatsbankrott anzumelden, aber für mich mit Sicht auf die aktuelle Situation in Giechenland die einzige langfristige Lösung. Selbst nach dem von dir genannten Bankrott mit Garantie der Restschulden wird Kapitalflucht und ein Zusammenbruch von Banken und in Folge dessen auch der Wirtschaft nicht zu vermeiden seien. Mal ganz abgesehen, ob die Bürger da überhaupt mitmachen würden.

    Also egal ob Garantieübernahme oder Austritt, Griechenlands Gesellschaft wird zurückstutzt auf ein Niveau um 1990. Aber selbst beim Verbleiben in der Währungsunion werden Investitionen danach auch mit einem "Marshall-Plan" nicht nach Griechenland kommen. 1. Ist eine solcher Hilfeplan heutzutage nicht mehr und von niemanden finanzierbar, bei der weltweiten Staatsverschuldung bzw. überhaupt kalkulierbar.

    2. Der Marshall-Plan kam zu Zeiten einer sehr wenig globalisierten Weltwirtschaft. Es gab kaum Industrieländern mit denen die USA handeln bzw. investieren konnte und auch schwachtechnisierte Industriezweige nur geringe Investitionen in FuE bzw. die Ausbildung von Fachkräften verlangten. Und zu guter letztes besaß Deutschland selbst nach dem Zusammenbruch der Wirtschaft über genügend Know-How in damals sehr wichtigen Industriebereichen (Schwerindustrie, Maschinenbau, Autoindustrie usw.). Das ist wie von dir gesagt aber in Griechenland nicht der Fall. Es besitzt keine zukunftsfähige Industrie und die Dienstleistungen beschränken sich auf Tourismus. Also wo soll da ein Marshall-Plan ansetzen. Eine Stärkung könnte nur im Bereich Bildung und FuE sinnvoll sein, aber dafür wird kein Deutscher oder Franzose Geld geben, wenn es im eigenen Land schon extreme Defizite gibt. Ebenso wird es keinen Technlogietransfer von ausländischen Firmen nach Griechenland geben , weil der dort noch vorhandene Euro immer noch zu stark ist gegenüber den Perspektiven. Da gibt es einfach attraktivere Länder mit niedrigen Löhnen oder größerer Konsumkraft, selbst in Europa (z.B. Türkei und Polen) und von Asien und Südamerika will ich erst gar nicht reden.

    Ebenso denke ich der psychologischen Aspekt der in den anderen Problemländern ankommt wird unterschätzt, wenn Griechenland in der EU so stark über Jahre mit einem "Marshall-Plan" gestützt wird. Genau wie lange der psychologische Aspekt der Maastricht-Kriterien-Übertretung 2003 von Deutschland und Frankreich unterschätzt wurde. Trittbrettfahrer wären gewiss!

    Deshalb bleibe ich dabei, das in spätestens 2 Jahren die Währungsunion um Griechenland ärmer ist und daran auf lange Sicht schwerer zu knappern hat als der Patient selbst.

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